Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Protesten in Birma
Archivmeldung vom 25.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Land ist ein Traum. Wer je Birma besucht hat, wird von der Herzlichkeit der Menschen, die in ihrem Glauben tief im Buddhismus verwurzelt sind, beeindruckt gewesen sein. Er wird von den goldenen Pagoden schwärmen und der lieblichen Landschaft. Doch das ist nur der erste Blick auf ein Land, das die Militärjunta 1989 in Myanmar umbenannte.
In Birma herrscht Diktatur, die Menschen werden unterjocht,
Freiheitsbestrebungen brutal im Keim erstickt. Die
Friedensnobelpreisträgerin Aung San Su Kyi, die 1990 vom Volk zur
Präsidentin gewählt wurde, konnte ihr Amt nie antreten. Die Militärs
dachten gar nicht daran, ihre Macht abzugeben. Sie stellten Su Kyi
unter Hausarrest. Seit 17 Jahren ist sie in ihrem eigenen Land
gefangen. Verfolgung, Mord und Willkür bestimmen den Alltag der
Menschen. Amnesty International klagt Birma regelmäßig wegen
Menschenrechtsverletzungen an. Genutzt hat es nichts. So ist Birma
auf den zweiten Blick ein Land, das einen Alptraum durchlebt. Kann
der Protest der Mönche für eine Wende sorgen? Traut sich das
leidgeprüfte Volk aufzubegehren?
Birma ist seit der Unabhängigkeit von den britischen Kolonialherren
1948 nicht zur Ruhe gekommen. Zunächst zettelten aufständische
ethnische Minderheiten einen Bürgerkrieg an. 1962 kam es zu einem
Militärputsch. Die Generäle schotteten das Land von der Außenwelt ab.
Das an Rohstoffen reiche Birma verarmte.
Aung San Su Kyi, die viele Jahre in England lebte, galt dem
birmesischen Volk als Hoffnungsträgerin, als sie 1988 in ihre Heimat
zurückkehrte. Eine Hoffnung, die sich bis heute nicht erfüllt hat.
Massenproteste von Studenten wurden brutal niedergeschlagen. Viele
junge Menschen tauschten Bücher gegen Gewehre, schlossen sich
prodemokratischen Rebellen an und versteckten sich im Dschungel. Sie
hatten nie den Hauch einer Chance gegen Militärs, die von China mit
Waffen versorgt wurden.
Wer in den leisesten Verdacht kam, die Rebellen zu unterstützen,
wurde ermordet. Die Junta brannte ganze Dörfer nieder und
verschleppte Frauen und Kinder zur Zwangsarbeit. Tausende flüchteten
über die Grenze nach Thailand. Noch heute leben sie dort unter
erbärmlichen Verhältnissen in Strohhütten. Die Flüchtlinge von Birma
sind von der Welt vergessen.
Zwar gibt es Wirtschaftssanktionen - etwa von den USA -, bisher aber
haben sie ihre Wirkung verfehlt. Dagegen ist Birmas Nachbar Thailand
aus energiepolitischen Gründen an einer Zusammenarbeit gelegen. Die
mutigen Protestmärsche der Mönche bieten der westlichen
Staatengemeinschaft eine Chance, den Druck auf die Diktatur zu
erhöhen und die Stellung der Oppositionsführerin Su Kyi zu stärken.
Touristen, die nach Birma reisen, müssen sich mit einer quälenden
Frage auseinander setzen: Helfe ich mit meinen Devisen, die ich in
ein wunderschönes Land bringe, dem Volk oder den Militärs?
Quelle: Pressemitteilung Westfalen-Blatt