Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Doping
Archivmeldung vom 25.05.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.05.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSport und Doping - zwei Dinge, die seit jeher ganz eng miteinander verbunden sind. Schon bei den Olympischen Spielen der Antike gab es Manipulationen und Betrug. Der Grund ist heute wie damals der gleiche: Anerkennung und vor allem auch finanzielle Vorteile.
Das gilt natürlich nicht nur für Olympische Spiele, sondern für den
Leistungssport ganz allgemein. Fest steht dabei: Wer in der
Leistungsspitze ankommt, kommt auch mit Doping in Berührung. Und zwar
in jeder, ja, in jeder Sportart. Überall tauchen Betreuer, Pfleger
und sogar Ärzte auf, die »wissen, was gut ist«, »womit man nicht
auffällt« und »was absolut ungefährlich« ist. Keine Frage, dass die
Verlockung groß ist. Noch ein bisschen schneller, weiter oder höher.
Wenn's doch keiner merkt.
Das allerdings ist der große Irrtum. Irgendwann fällt es halt doch
auf. Sei es bei einer der vielen Wettkampf- oder Trainingskontrollen,
wegen eigener Dummheit, Geschwätzigkeit anderer Mitwisser oder - noch
viel schlimmer - schwerer Erkrankungen, die nicht selten tödlich
ausgehen. Beispiele dieser Art gibt es viele aus den vergangenen
Jahren und Jahrzehnten. Und das nicht nur im Radsport.
Fraglos aber gehörten auch die radelnden Kilometerfresser schon immer
zu denen, die schlucken oder spritzen. Beispiele von überführten
Dopingsündern aus dieser Sportart gibt es reichlich - ohne dabei die
vielen positiven Fälle aus den anderen Bereichen des Sports zu
vergessen.
Nicht erst seit dem Geständnis des ehemaligen Profis vom Team-
Telekom, Bert Dietz, ist bekannt, dass dort, wo es um viel Geld geht,
mit allen Mitteln gearbeitet wird. Und alle, die so tun, als hätten
sie von nichts gewusst, machen nicht nur die Augen zu, sondern
sprechen die Unwahrheit.
Das gilt für Sportler, Betreuer, sportliche Leiter,
Vereinsvorsitzende und zum größten Teil auch Sponsoren. Diejenigen,
die jetzt völlig überrascht tun, spielen falsch.
Das gilt übrigens vermutlich trotz seiner umfangreichen Ausführungen
auch für Bert Dietz. Auf die Frage nämlich, ob er als Amateur sauber
gefahren sei, antwortete er mit Ja. Dabei feierte er seine ersten
Erfolge in der damaligen DDR-Straßen-Nationalmannschaft Mitte der
80er Jahre. Doping war in dem Staat zu der Zeit an der Tagesordnung.
Überhaupt stellt sich die Frage, ob es nur die Last der eigenen
Vergangenheit war, die zur Dietz-Beichte führte. Möglich ist auch der
Lockruf des Geldes für den TV-Auftritt bei Beckmann. Was auch immer
Dietz bewegt hat: Sein Geständnis hat eine Lawine losgetreten.
Erik Zabel, Rolf Aldag, Udo Bölts und Christian Henn haben sich
inzwischen ebenfalls offenbart. Andere werden folgen. Ob es aber dazu
führt, dass der Sport in Zukunft sauber wird, ist eher fraglich.
Keiner der Doping-Skandale der Vergangenheit hat eine wirkliche
Veränderung bewirkt. Außer, dass die Mittel immer schwerer
nachzuweisen und die Vertuschungsmöglichkeiten immer besser geworden
sind.
Quelle: Pressemitteilung Westfalen-Blatt