Leipziger Volkszeitung zu Gaspreisen
Archivmeldung vom 15.02.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.02.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEndlich - werden manche sagen. Endlich können die Verbraucher den Gas-anbieter frei wählen. Im April ist es soweit. Die Kartellwächter um Amtschef Ulf Böge erhoffen sich davon fallende Gaspreise. So einfach ist die Sache nun auch wieder nicht.
Sicher belebt
Wettbewerb das Geschäft. Nur: Die örtlichen Versorger, zu denen ein
Umsteigen nun möglich wird, kaufen ihr Gas bei den großen etablierten
Konzernen, müssen dafür eben wie bisher schon die hohen Preise
zahlen. So gesehen wird sich die Öffnung des Gasmarktes nicht
zwangsläufig in günstigere Konditionen für den Endkunden ummünzen.
Grund zur Euphorie besteht also in keinem Falle. Das gab Böge gestern
auch unumwunden zu. Zumal angesichts des nach wie vor stark
wachsenden globalen Energiebedarfs eine Trendumkehr bei den
Gaspreisen auf dem Weltmarkt alles andere als wahrscheinlich ist.
Bestes Beispiel für den Irrglauben, dass mehr Konkurrenz automatisch
Billigangebote beschert, ist die Situation beim Strom. Seit dem
Auftreten von Yello und Co. haben sich die Ausgaben der Haushalte für
die Elektrizität alles in allem nahezu kontinuierlich nach oben
bewegt. Der große Druchbruch in Richtung Schnäppchen-Strom ist
ausgeblieben.
Die einzige Hoffnung auf Linderung fürs Budget der Konsumenten sind
die äußerst starken Preisdifferenzen von mehr als 40 Prozent zwischen
den günstigsten und teuersten Anbietern in Deutschland. Freie Wahl
kann hier einen gewissen Ausgleich bringen. Ob tatsächlich nach
unten, steht allerdings noch auf einem anderen Blatt Papier.
Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass eine regelrechte Flut an
Sonderkonditionen auf die Verbraucher einströmt, die
Expertenkenntnisse erfordert, um den besten Gastarif herauszufischen.
Ähnlich wie beim Strom könnte dann die Bequemlichkeit siegen - nach
dem Motto: Was man hat, das weiß man, was man kriegt, ist ungewiss.
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung