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Börsen-Zeitung: Polster für Peking, Kommentar zu Chinas Konjunktur

Archivmeldung vom 18.07.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.07.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Chinas Konjunkturbelebung scheint doch nicht nur ein Strohfeuer zu sein. Das zweite Quartal in Folge wächst die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft um 6,9% und damit in einem Tempo, das man ihr kaum zuzutrauen gewagt hätte. Im Herbst sah man das Wachstum nach jahrelangem Abkühlungstrend neu aufflackern. Allerdings war zu befürchten, dass vor allem hitzige Rohstoff- und Immobilienmärkte und damit wenig nachhaltige Faktoren den Takt angeben. Mittlerweile zeichnet sich ein etwas robusteres Bild ab.

Auch abseits eines Rohstoffbooms hat Chinas verarbeitendes Gewerbe einen Zahn zulegen können, während Dienstleistungskonjunktur und Konsum auf ansprechenden Touren laufen. Der in den Vorjahren eher Kummer machende Außenhandel profitiert von einer soliden globalen Nachfrage, während die Zeitbombe eines handelspolitischen Megakonflikts mit den USA entschärft werden konnte.

Chinas Wachstumsziel für 2017 ist anders als in den vergangenen Jahren keine Zitterpartie. Nach einem Plus von 6,9% in den ersten sechs Monaten gibt es jede Menge Spielraum, die Jahreszielmarke von 6,5% zu erreichen. Da es zudem gelungen ist, den Abwertungstrend des chinesischen Yuan zu stoppen und einem bedrohlich wirkenden Kapitalabfluss einen Riegel vorzuschieben, zählt China in der Wahrnehmung an den internationalen Finanzmärkten zunächst einmal nicht mehr zu den Angstfaktoren.

In China selber haben die Märkte gar keine Gelegenheit bekommen, die guten Wachstumsdaten zu goutieren. Dort zeigen sich die Anleger von den Weichenstellungen einer großen Regierungskonferenz zum Finanzsektor alarmiert. Pekings Wirtschaftslenker sehen die flotte Wachstumsvorgabe der ersten Jahreshälfte weniger als Ruhekissen denn als Polster an, das eine verschärfte Gangart bei der Bekämpfung von Finanzstabilitäts- und Verschuldungsrisiken erlaubt. Die sogenannte Deleveraging-Kampagne wird zu einer Dämpfung der Finanzierungsaktivität führen, die mittelbar auch bremsend auf Chinas Wirtschaftswachstum in der zweiten Jahreshälfte und im kommenden Jahr wirken dürfte.

Wenn es dabei vor allem Blasen werfende Sektoren und Finanzaktivitäten erwischt, wäre die Rückkehr zu einer leichten Abkühlungstendenz fast so etwas wie eine gute Nachricht. Zumindest ist jetzt eine gute Grundlage geschaffen worden, um Chinas mannigfaltige Finanzsektorprobleme anzugehen, ohne internationale Panik zum China-Wachstum zu schüren.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Norbert Hellmann

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