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Rheinische Post: EZB-Schach

Archivmeldung vom 04.01.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das Schicksalsjahr für den Euro ist noch keine Woche alt, da verliert Deutschland Einfluss in der Europäischen Zentralbank (EZB): Die Kanzlerin kann ihren Berater Jörg Asmussen nicht als Chefvolkswirt durchsetzen. Das ist ein Schlag für Merkel - politisch und ökonomisch. Denn der Chefvolkswirt ist nicht irgendein Beamter, sondern legt mit seinen Analysen die Basis, auf der die EZB über Zinsen und Staatsanleihen-Käufe entscheidet.

Der Vorgang zeigt, dass Merkels Macht in Europa Grenzen hat. Blockieren sich Deutschland und Frankreich, nutzen andere das Patt für eigene Schachzüge. Gestern hat EZB-Präsident Mario Draghi den Streit zwischen Paris und Berlin genutzt, um den unauffälligen Belgier Peter Praet nach vorne zu schieben. Den Coup kann man als Beweis für die Unabhängigkeit der Zentralbank werten. Man muss ihn aber auch als Teil von Draghis Machtpolitik sehen. Praet wird ihm bei strittigen Fragen weniger in die Quere kommen als der stabilitätsbewusste Asmussen. Deutschland hat seit gestern deutlich weniger Macht, um Draghi in den Arm zu fallen, falls er die Notenpresse zur Rettung von Schuldenstaaten wie Italien anwerfen will. Blamabel für ein Land, das den größten Beitrag zur Rettung des Euro schultert.

Quelle: Rheinische Post (ots)

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