Weser-Kurier: Über Taufen von Flüchtlingen
Archivmeldung vom 05.09.2016
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Freigeschaltet durch André OttAsylsuchende, die zum Christentum übertreten möchten, sind für die Kirchen eine sehr heikle Angelegenheit. Die evangelische wie die katholische Kirche behandeln das Thema mit großer Vorsicht - und das ist auch gut so. Denn an erster Stelle stehen die Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind, um ihren Glauben ausüben zu können. Viele haben Verwandte oder Freunde zurückgelassen, die an ihrer Stelle leiden müssen, sollte die Nachricht von der Konversion bis in ihre Heimat vordringen.
Und das ist im digitalen Zeitalter gar nicht so unwahrscheinlich. Die Interessen der Betroffenen stellen Pastoren aber auch vor ein Dilemma. Die Taufe darf nicht zu Asylzwecken instrumentalisiert werden - andererseits drängt oft die Zeit, da bei der persönlichen Anhörung im Asylverfahren die Taufbescheinigung bereits vorliegen muss.
Und wenn der Termin zu früh kommt, stellt sich die Frage, ob ein Pastor die Taufe verweigern sollte, nur weil der Glaubenskurs von sechs Monaten noch nicht komplett absolviert wurde. Die Antwort ist recht einfach: Helfen zu wollen ist nicht nur menschlich, es ist auch christlich.
Quelle: Weser-Kurier (ots)