Lausitzer Rundschau: Tarifstreit im öffentlichen Dienst beigelegt
Archivmeldung vom 01.04.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm öffentlichen Dienst wird es keinen Mega-Streik geben. Das ist die wichtigste Botschaft für alle Bürger nach der zäh errungenen Tarifeinigung zwischen der Gewerkschaft verdi und den Arbeitgebern. Jenseits dieser frohen Kunde bleibt jedoch ein fader Beigeschmack. Sicher, die öffentlich Bediensten können sich erst einmal freuen.
Verglichen mit dem Schlichterspruch in der Vorwoche mussten die Arbeitgeber noch einmal ordentlich Geld draufpacken. Die Löhne steigen bis Ende 2009 insgesamt um fast acht Prozent. Mit einer ähnlichen "Hausnummer" waren verdi und die Tarifunion des Beamtenbundes in das Verhandlungsrennen gegangen. Dass sich für sie dabei nicht alle Blütenträume erfüllten, geschenkt. So müssen die Mitarbeiter in den westdeutschen Kommunen nun 39 Stunden pro Woche arbeiten. Das sind 30 Minuten mehr, was bei verdi bis eben noch als Teufelszeug galt. Arbeitnehmer in anderen Branchen und vor allem Selbstständige, denen ein minutiös geregelter Arbeitsschluss fremd ist, dürften über diesen Standpunkt freilich nur den Kopf schütteln. Kurzum, das Gewerkschaftslager kann eigentlich auf ganzer Linie triumphieren. Dass die öffentliche Hand leicht erpressbar ist, wenn es um Tarifforderungen geht, zeigt ein Blick in die Geschichte. 1974 drückte die Gewerkschaft ÖTV nach nur drei Tagen Streik eine Lohnerhöhung von elf Prozent durch. Der damalige Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) bemühte sich vergeblich um Mäßigung. Das erfolgreiche gewerkschaftliche Muskelspiel markierte den Anfang vom Ende der Kanzlerschaft Brandts. Nun muss uns das heute wenig kümmern. Ebenso wie damals leuchtet über dem kräftigen Gehaltssprung aber nicht nur eitel Sonnenschein. Weil die Lohnkosten gerade im unteren Einkommensbereich am stärksten zulegen, dürfte dort so mancher Arbeitsplatz gefährdet sein. Und Benutzer des öffentlichen Nahverkehrs werden vielerorts sicher einiges mehr bezahlen müssen. Von steigenden Gebühren ganz zu schweigen. Doch das ist der Preis für den gewerkschaftlichen Sieg.
Quelle: Lausitzer Rundschau