Südwest Presse: Kommentar zum Kosovo
Archivmeldung vom 18.02.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine Loslösung des Kosovo von Serbien war, erinnert man sich der letzten 20 Jahre, zwangsläufig. Ein wie auch immer geartetes Verbleiben unter serbischer Führung wäre nach den Erniedrigungen, Kriegen und Kriegsverbrechen unzumutbar gewesen.
Das bedeutet nicht, dass die weitere Zersplitterung dessen, was einst Jugoslawien war, begrüßenswert positiv ist. Denn es ist nun noch ein Ministaat entstanden, der aus sich selbst heraus nicht lebensfähig sein und deshalb dauerhaft am Tropf der Europäischen Union hängen wird. Auch den Aufbau der Zivilverwaltung und eines Rechtstaates wird die EU schultern müssen. Hunderte von Polizisten, Richtern und Staatsanwälten werden dafür entsandt - von der EU, aber auch die Schweiz, Norwegen und die Türkei beteiligen sich; Eulex heißt dieses Unternehmen. Wenn man bedenkt, dass der Westen auch das Kfor-Kommando hat (16 000 Soldaten sorgen für Ruhe und Ordnung), handelt es sich zunächst und wohl auf lange Zeit eher um ein Protektorat, um ein Gebilde unter Aufsicht, das nun gegründet wurde, denn um einen Staat. Der eigentliche Machthaber wird der EU-Sondergesandte sein, der Niederländer Pieter Feith. Erstaunlich und erfreulich die Einstimmigkeit in der EU, die lange bezweifelt worden war, da Mitgliedstaaten mit entgleitenden Minderheiten einen Präzedenzfall Kosovo befürchtet hatten. Doch nur Zypern hat sich beim Eulex-Beschluss der Stimme enthalten.
Quelle: Südwest Presse