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LVZ: Weltfinanzgipfel Irre Spekulationswelt und Opel-Wirklichkeit

Archivmeldung vom 17.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Teilnehmer des Washingtoner Finanzgipfels sollten sich hüten, ihren Aktionsplan und die Klärung entscheidender Arbeitsaufträge schon als eine Art Abschlussakte zu betrachten.

Nicht geklärt ist, ob der überzeugend vorgetragene Wille zur Tat, zum Eingriff in nationale Zocker-Freimärkte und zur dauerhaften globalen Kontrolle auch bei denen wirklich dauerhaft anhält, die bisher meinten, sie könnten als Weltmacht allein über Wohl und Wehe aller urteilen. Aber Tatsache ist auch, dass die entwickelte Welt noch nie so nah dran war, aufeinander zu hören. Die Staatengemeinschaft wird neu vermessen. Und die erste Planaufstellung dazu hat funktioniert. Das kann zu einer neuen Weltordnung führen, wenn die klassischen Industriestaaten, in Sonderheit die USA, begreifen, wie abhängig die Durchsetzung ihrer nationalen Interessen vom Wohlergehen der anderen ist. Die Krise, die ihre Dramatik in den USA entfaltete, führt aber auch zu einer neuen Einsicht bei den aufstrebenden Schwellenländern in Asien und Lateinamerika. Wenn die Volkswirtschaften in Amerika und in Europa demoliert sind, wird es weder in China noch in Brasilien Aussicht auf anhaltendes Wachstum geben. Noch nie war die Chance so groß, nationale Zuständigkeiten auf den internationalen Prüfstand zu stellen. Europa kennt das, hat aber dieses Mal begriffen, wie notwendig eine vorabgestimmte Position ist, will man Einfluss nehmen. Der Machtwechsel in den USA auf dem Höhepunkt der Krise ist fast ein Glücksfall. Obama kann und muss vom Start an zeigen, wie wichtig ihm die neue Idee der Partnerschaft ist, ohne dass dabei die Führungsverantwortung der USAaußen vor bleibt. Dran bleiben statt vorzeitig zu jubeln muss es jetzt für die Politik heißen. Es geht nicht nur um waghalsigste Geldgeschäfte in einer irren Spekulationswelt, sondern es geht um Schlussfolgerungen für die wirkliche Welt. Die lernen zehntausende chinesischer Arbeiter kennen, deren Management sich mit dem letzten Geld aus dem Staub gemacht hat. Die spüren auch die Opelianer, die seitens der Ignoranten und fast bankrotten US-Konzernmutter Existenzangst erleben. Autos der Marke Opel, die sich am Markt nicht behaupten, lassen sich nicht durch Staatsbürgschaften zum Trabi der modernen sozialen Marktwirtschaft machen. Rüdes Anspruchsdenken der Manager ohne vorausgehende Fehleranalyse darf nicht zu Krisen-Bürgschaften führen, auch wenn sich dafür der hessische CDU-Wahlkämpfer Koch so blitzschnell hat einfangen lassen. Das kleine Karo passt nicht zur großen Krise. Schaufenster-Gipfelei eines noch ziemlich wirkungslosen SPD-Kanzlerkandidaten im Außenministerium aber auch nicht.

Quelle: Leipziger Volkszeitung

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