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Boersen-Zeitung: Die Quittung

Archivmeldung vom 01.06.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.06.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Blick auf die Aktienmärkte verlangt momentan einen gewissen Fatalismus. Innerhalb eines Tages geht's nach oben, aber dann wieder steil bergab. Vorhersagbar ist die Entwicklung nicht, denn fundamentale Gründe fehlen.

Aber eines hat sich deutlich herauskristallisiert. Kräftig nach unten geht es derzeit vor allem für diejenigen Märkte, die in der jüngsten Zeit überproportional zugelegt haben. Und das sind nicht nur Aktienmärkte. Betroffen sind etwa auch die Industriemetalle, deren Preise sich seit Jahresbeginn teilweise fast verdoppelt haben.

Ursache der heftigen Schwankungen ist die überbordende Liquidität, die vor allem aus den USA in die Märkte geströmt ist. Hier haben sich zum Teil neue Adressen positioniert, die riesige Mittel unterbringen wollen und müssen. Aufgrund der weltweiten Niedrigzinspolitik haben sich viele Marktteilnehmer stark kreditfinanziert, was in hohem Leverage resultiert. Schon geringste Veränderungen des Umfelds bewegen gewaltige Geldsummen und können damit eine Rally, aber eben auch einen Kurssturz in den überhitzten Märkten auslösen. Faktoren wie Zinsängste oder Inflationssorgen sind in einer solchen Situation letztlich nur die Tropfen, die das Fass zum Überlaufen bringen. Auch hat sich einmal mehr bestätigt, dass ein Wechsel an der Spitze der US-Notenbank zu hoher Volatilität an den Märkten führt. Dass auch noch der US-Finanzminister ausgewechselt wird, hat sicherlich ebenfalls nicht beruhigend gewirkt.

Fundamentaldaten spielen in einem solchen Umfeld an den Aktienmärkten eine untergeordnete Rolle. Dabei läuft die Weltkonjunktur bislang gut, und es gibt auch von Unternehmensseite zurzeit kein Sperrfeuer für die Kurse. Die Firmen beeindrucken immer noch mit guten Ergebnissen. Und das sich weiter drehende Fusionskarussell sollte die Kurse eher stützen als schwächen.

Eine Korrektur am Aktienmarkt, an dem eine liquiditätsgetriebene Mini-Bubble stattgefunden hat, war überfällig. Die Bewertungen haben wieder ein relativ moderates Niveau erreicht, der Dax hat wieder zu seinem langfristigen Aufwärtstrend zurückgefunden. Der Warnschuss der vergangenen Tage ist anscheinend angekommen. Riesige Summen in vergleichsweise enge Assetklassen einzuschießen ist äußerst riskant. Denn die Quittung kommt bestimmt - und zwar heftig.

Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung

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