WAZ: Künstliches Chromosom erzeugt: Venter spielt Gott
Archivmeldung vom 08.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittCraig Venter gilt in der Branche der Genforscher als, pardon, Großmaul - der allerdings seine vollmundigen Ankündigungen stets einhielt. Ende 1999 verkündete er, er werde als erster das menschliche Erbgut komplett entschlüsseln, und forderte so die weltweite Forschungsgemeinde zum Wettrennen heraus - das unentschieden endete.
Und in seiner Autobiografie schilderte er nicht
nur sein Leben, sondern lieferte sein persönliches Erbgut gleich mit.
Venter ist ein Profi der Selbstinszenierung. Ist der nun postulierte
"Durchbruch" nur Teil einer geschickten Marketingstrategie? Oder
spielt er jetzt Gott? Einen künstlichen Erbgutträger (Chromosom) zu
schaffen, überschreitet eine Grenze. Vom Lesen und Entschlüsseln des
genetischen Codes geht Venter dazu über, diesen selbst zu schreiben.
Sollte dies tatsächlich möglich sein, könnten in Zukunft im Labor
Lebewesen mit speziellen Fähigkeiten erzeugt werden. Organismen mit
positiven oder auch mit zerstörerischen Eigenschaften. Moral gilt ihm
dabei wenig. Er sei dabei, ein neues Wertesystem für das Leben zu
schaffen, sagte er. Hoffentlich ist er nur ein Großmaul.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung