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Es läuft und läuft und läuft

Archivmeldung vom 29.10.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.10.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Wie hat sich die Deutsche Bank abgemüht, das Image der Zockerbank abzulegen. Um den schon von seinen Vorgängern versprochenen Kulturwandel endlich einzulösen, rekurrierte Vorstandschef Christian Sewing immer wieder auf die stolze Vergangenheit, in der das solide Wachstum des Instituts darauf fußte, dass es seine Kunden bei der erfolgreichen Auslandsexpansion begleitete. Die Deutsche Bank versprach, sich künftig auf ihren volkswirtschaftlichen Auftrag zu besinnen und das durch die Exzesse der Finanzkrise in Verruf geratene Investment Banking nur noch dort zu betreiben, wo es vom Kunden gebraucht wird.

Nicht erst die aktuellen Quartalszahlen scheinen dieses Versprechen ad absurdum zu führen. Zwar wird die Deutsche Bank nicht müde zu beteuern, dass der Transformationsprozess planmäßig vorankommt. Die großen Erfolge feiert sie jedoch wiederum im Investment Banking, das ja eigentlich eingedampft werden sollte. Bereits am Investorentag im Dezember vergangenen Jahres, auf dem Sewing und seine Mannschaft detailreich erläuterten, wie sie den Konzernumbau umzusetzen gedachten, sah sich das Management dem Verdacht ausgesetzt, das Casino nicht wirklich verlassen zu wollen, als das Institut die Prognosen der gerade zurechtgestutzten Sparte angesichts sprudelnder Einnahmen nach oben korrigierte. Die Ursache war die massive Kurskorrektur, die im Schlussquartal 2019 zu emsiger Aktivität an den Kapitalmärkten führte und die Kasse im Anleihehandel klingeln ließ.

Was damals wie ein singuläres Ereignis schien, hat sich durch den Ausbruch der Pandemie in Europa noch verstärkt. Das Investment Banking läuft und läuft und läuft wie einst die Käfer-Produktion bei VW. Die anhaltende Unsicherheit befeuert die Volatilität und lässt vor allem global ausgerichtete Unternehmen bei ihren Investmentbanken Halt suchen. Dass die Deutsche Bank daran verdient, ist legitim und konterkariert die versprochene Neuausrichtung nur bei sehr oberflächlicher Betrachtung.

Problematisch wird es allerdings, wenn durch die intransparente Konstruktion ihrer internen Bad Bank der Eindruck entsteht, dass das Ergebnis der Investmentbank aufgehübscht wird, um höhere Boni zu rechtfertigen. Mag sein, dass besonders schneidige Investmentbanker lieber woanders anheuern, wenn dort mehr zu holen ist. Ein echter Kulturwandel ist aber erst dann geschafft, wenn die Deutsche Bank diesem Ansinnen erst nachgibt, wenn sie im neuen Zuschnitt nachhaltig und nach Steuern Gewinne schreibt.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Anna Sleegers

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