Westdeutsche Zeitung: Mehrwertsteuer
Archivmeldung vom 03.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDüstere Szenarien hatten die Experten für den Jahresstart 2007 entworfen: Von Preisschock war die Rede; davon, dass mit der höheren Mehrwertsteuer die Konjunktur-Euphorie auf einen Schlag vorbei sein würde. Das neue Jahr ist da - und der generelle Preisschock über Nacht ist ausgeblieben.
Selbst Experten, die
eindringlich vor den negativen Folgen der Mehrwertsteuererhöhung
gewarnt hatten, erwarten nun höchstens noch eine leichte
Wachstumsdelle.
Natürlich ist es nicht so, dass die Verbraucher die höhere
Mehrwertsteuer am Ende nicht doch bezahlen werden. Die rund 20
Milliarden Euro Mehreinnahmen, die die Bundesregierung erwartet,
müssen schließlich irgendwo herkommen. Doch scheinen alle Beteiligten
aus der missglückten Euro-Teuro-Umstellung gelernt zu haben.
Wohlkalkulierte Preishäppchen werden den Kunden nun serviert:
Vorgezogene Preiserhöhungen, die wir alle bereits seit dem Herbst
verkraftet haben, sowie weitere schleichende Anhebungen verteilt über
mehrere Monate. Damit wird die nach wie vor umstrittene
Mehrwertsteuererhöhung glimpflichere Folgen haben als erwartet.
Schließlich spielt auch die Psychologie eine Rolle. Solange sich die
Kunden nicht über den Tisch gezogen und abgezockt fühlen, wird der
Käuferstreik wohl ausbleiben.
Fest steht aber auch, dass die Steuererhöhung Arbeitsplätze kosten wird. Experten erwarten den Abbau von 190.000 Stellen in den kommenden drei Jahren. Hätte die Bundesregierung dagegen die gesamten Mehreinnahmen zur Senkung der Sozialversicherungsbeiträge verwendet, sähe die Bilanz deutlich besser aus. Dann hätten die Verbraucher mehr im Portemonnaie gehabt und die Unternehmen neue Stellen geschaffen. So aber kommt Deutschland nur mit einem blauen Auge davon.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung