Südwest Presse: Kommentar zu Geldpolitik
Archivmeldung vom 09.06.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWirklich teuer ist das Geld in Euroland auch nach der dritten Leitzinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) innerhalb von sechs Monaten nicht. Damit wollte der Währungshüter die Inflation bremsen und die Preisstabilität wahren. Das ändert freilich nichts daran, dass der erwartete Zinsschritt viele Fragen aufwirft:
Ist die Wirtschaft in
Euroland und auch in Deutschland schon wieder so in Fahrt, dass man
auf die Bremse treten muss? Tritt die EZB möglicherweise auf ein
zartes Pflänzchen? Und stoppt sie die zögerliche Erholung auf dem
Arbeitsmarkt?
Wirklich überzeugen kann EZB-Chef Jean-Claude Trichet mit seiner
Begründung für die geldpolitischen Bremsmanöver nicht, die er und
seine Kollegen bis Ende des Jahres offenbar noch zwei Mal wiederholen
und den Leitzins damit auf 3,25 Prozent hochfahren wollen.
Schließlich sagen seine Volkswirte für 2007 ein schwächeres Wachstum
und auch eine niedrigere Inflationsrate voraus. Gefahren für die
Preissteigerung sollten zwar im Keim erstickt werden. Aber auch
Übertreibungen sind wenig förderlich.
Die Talfahrt an den Aktienmärkten ist ein Signal für einen rapiden
Stimmungswandel. Der kann leicht auch auf Unternehmen und Verbraucher
überschwappen, zumal die EZB den Euro weiter verteuert und damit das
wichtige Exportgeschäft in den Dollarraum erschwert. Mehr
Gelassenheit im EZB-Rat wäre angebracht.
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse