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Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Obama

Archivmeldung vom 21.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Präsident Barack Obama ist, so ließ er gestern mitteilen, "frustriert". Die Aussage bezog sich auf die Niederlage der demokratischen Senats-Kandidatin in Massachusetts - und beschreibt recht gut das Bild, das Obama nach einem Jahr im Amt abgibt. Ist da ein abgehobener Idealist auf den Boden der Realität geschlagen?

Nein. Obama ist ein gewiefter Politiker, ein geschickter und hartnäckiger Verhandler. Sein Problem ist nicht die Höhe seiner Ideale, sondern der Riss, der sich durch die amerikanische Gesellschaft zieht - und der selbst für einen Brückenbauer wie Obama zu groß ist. Die Niederlage der Demokraten in ihrer Hochburg Massachusetts ist für Obama besonders bitter. Senator Ted Kennedy, dessen Tod die Nachwahl erforderlich gemacht hatte, ebnete Obama 2008 den Weg zur Präsidentschaftskandidatur - unter einer Bedingung: Obama sollte die Gesundheitsreform ins Zentrum seiner Politik rücken - die große Reform, die allen Amerikanern Zugang zu einer Krankenversicherung gewähren sollte. Obama hielt Wort, auch über Kennedys Tod hinaus - trotz Wirtschaftskrise, Defizit und Kriegen. Er musste viel verhandeln und viele Kompromisse eingehen, aber immerhin stand er kurz davor, nach der Zustimmung des Repräsentantenhauses auch im Senat eine blockadesichere Mehrheit von 60 Stimmen zu bekommen. Diese Mehrheit ist jetzt dahin. Obama droht an der großen Gesundheitsreform zu scheitern - wie vor ihm schon die Präsidenten Nixon und Clinton.

Quelle: Ostsee-Zeitung

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