Südwest Presse: Kommentar zu Schröder
Archivmeldung vom 12.12.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.12.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie EU-Kommissionsmitglieder sind verpflichtet, auch nach ihrem Ausscheiden bei der Annahme von Pöstchen "ehrenhaft und zurückhaltend" zu sein. So steht es unerbittlich im Maastricht-Vertrag. Im Ministergesetz des Bundes fehlen bisher solche Vorschriften. Und deshalb ist es legal, dass sich Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder bei der Pipeline-Gesellschaft seines Freundes Wladimir Putin verdingt.
Legitim ist es allerdings nicht. Als EU-Kommissar Martin Bangemann
1999 bei der spanischen Telefongesellschaft Telefonica unterschrieb,
da waren es die Deutschen, die den Filz zwischen Politik und Geschäft
am heftigsten rügten. Rot-Grün hat auch kein gutes Haar an der
Verflechtung der US-Ölindustrie mit der Bush-Administration gelassen.
Nun ist es einer der Ihren, der sich der russischen Staatswirtschaft
an die Brust wirft, just jener Gesellschaft, mit der Schröder als
Kanzler kurz vor dem Ausscheiden noch einen Vertrag über die
Gasleitung durch die Ostsee unterschrieben hat.
Ob das "Vetternwirtschaft" ist, wie die Grünen rügen, mag
dahingestellt sein. Der Verdacht liegt jedenfalls nahe, dass Schröder
den Vertrag auch deshalb unterzeichnet und damit Polen und die
Ukraine verprellt hat, weil er sich zum Dank einen schönen Posten
versprach. Andere Kanzler haben sich ehrenhafter verhalten. Schröder
dagegen kann vom Geschäftemachen offenbar nicht lassen.
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse