Rheinische Post: Frankreich reformreif
Archivmeldung vom 15.01.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer Wirbelsturm-Wahlkampf der Sozialistin Ségolène Royal und des Konservativen Nicolas Sarkozy lässt die Konkurrenz alt aussehen. Nahe am Bürger und seinen Alltagssorgen, frisch, undogmatisch.
Ein
Stil, der ankommt in einem Land, das tiefes Misstrauen gegenüber
seinen Politikern hegt. Die Chirac-Ära, zwölf Jahre opportunistische
Flickschusterei, hat vielen Franzosen den Glauben an die Zukunft
geraubt. Eine schon länger währende Politikverdrossenheit ist in
tiefe Niedergeschlagenheit gemündet. Sarkozy und Royal haben das
begriffen: Er predigt den "Bruch" mit der bisherigen Politik - sie
verspricht "Bürger-Demokratie" zum Mitmachen.
Frankreich drückt sich um Reformen. Das Land lebt noch immer weit
über seine Verhältnisse, ist zum Bremsklotz in Europa geworden. Beide
Kandidaten versprechen Veränderung. Doch wer genau hinhört, bekommt
Zweifel, je näher die Wahlen rücken. Aus Angst, Wähler zu
verschrecken, wird plötzlich wieder beschwichtigt, schöngeredet.
Beide Kandidaten reden wieder, als stünde der Staat nicht kurz vorm
finanziellen Ruin. Die harte Wirklichkeit: Wer die Wahl gewinnt, er
oder sie, wird den Franzosen beibringen müssen, dass ihr Land ohne
schmerzhafte Reformen Gefahr läuft, seine Zukunft zu verspielen.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post