Rheinische Post: Was wählt, wer Westerwelle wählt?
Archivmeldung vom 15.05.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.05.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGeht er noch, oder schwebt er schon? Jedenfalls kann FDP-Chef Guido Westerwelle vor Kraft kaum noch laufen. Wendig bringt er sich als potenzieller Regierungspartner für die Zeit nach der Bundestagswahl in Stellung.
Seine rigorose Ablehnung gegenüber einer rot-grün-gelben Ampel weicht er auf. Zumal es in Berlin ein offenes Geheimnis ist, dass Westerwelle regelmäßig das Gespräch mit der SPD-Spitze sucht. Da geht es manchmal herzlicher zu als innerhalb des bürgerlichen Lagers - das ist übrigens nicht das Versäumnis Westerwelles, sondern der Unionsspitze. Sucht Westerwelle also mit seiner Kurskorrektur nur Aufmerksamkeit für seinen Parteitag, will er seine Verhandlungsposition gegenüber der Union stärken, oder sondiert er doch schon die Möglichkeiten für den gar nicht so unwahrscheinlichen Fall eines unklaren Zieleinlaufs am Wahltag? Westerwelle, im Auftritt seriöser geworden, taktiert sich beinahe wieder um einen Teil des gewonnenen Ansehens. Zumal ein Teil der liberalen Stärke in den Umfragen von enttäuschten Unionswählern herrührt, die sich am Ende in der Wahlkabine fragen könnten, was sie bekommen, wenn sie FDP wählen? Einen Kanzler Steinmeier, einen Außenminister Trittin und einen Wirtschafts-Superminister Westerwelle? Eine solche Entwicklung würde ein Hauch von Wahlbetrug umwehen.
Quelle: Rheinische Post (von Sven Gösmann)