Lausitzer Rundschau: zu: Rentenbericht und die große Koalition
Archivmeldung vom 16.06.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVon all den mit falschen Etiketten versehenen und stets als Reform maskierten Streich- und Abkassiermaßnahmen der großen Koalition ist die Verschiebung des Renteneintritts auf den ersten Blick noch die erträglichste. Hier stimmt wenigstens der Hinweis darauf, dass bei zunehmender Lebenserwartung auch eine längere Berufstätigkeit sinnvoll sein mag.
Der wahre Grund für die Verlängerung liegt allerdings schlicht und
einfach in der knappen Kassenlage der Rentenversicherung. Da schafft
die Maßnahme der Politik vorübergehend Luft. Im Kern ist sie ja
nichts anderes als eine Rentenkürzung. Die Beitragszahler bekommen
für zwei Jahre zusätzlicher Abzüge eben nicht länger, sondern weniger
Rente.
Sie können allerdings darauf setzen, dass damit allmählich die Grenze
dessen erreicht ist, was das Verfassungsgericht noch bereit ist,
mitzutragen. Denn die Verweigerung einer noch halbwegs anständigen
Rendite der Beiträge hat dieses Gericht stets als unzulässige
Enteignung betrachtet. Wer jahrzehntelang hohe Beiträge bezahlt hat,
kann nicht einfach mit einem als Grundsicherung umschriebenen Almosen
abgespeist werden.
Eine Folge der Verlängerung der Lebensarbeitszeit allerdings ist
äußerst bedenklich. Wenn tatsächlich mit dem Nachsitzen bis 67
angefangen wird, verzögert sich auch der Zeitpunkt, an dem endlich
die lange Warteschlange der jungen Menschen abgebaut wird, die heute
keinen vernünftigen Berufseinstieg erleben. Da wandert dann das
Durchschnittsalter so manches Lehrerkollegiums endgültig über die
Schmerzgrenze. Aber es wäre ja ein Wunder, wenn die Flickschusterei
in Berlin über den nächsten Kassensturz hinaus denken würde. Und dazu
passt es auch, dass die Regierung angeblich keine Zeit findet, ihren
eigenen Rentenbericht zu studieren.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau