Börsen-Zeitung: Negativzins? Nein danke
Archivmeldung vom 14.12.2019
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.12.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttImmer mehr Kunden erhalten zurzeit Nachricht von ihrer Bank, dass künftig ab einer bestimmten Summe oder grundsätzlich Negativzinsen für Einlagen auf dem Girokonto fällig werden. Andere zahlen bereits dafür, Liquidität bei einem Kreditinstitut zu halten. Grund dafür ist natürlich, dass die Europäische Zentralbank von den Banken negative Zinsen auf Einlagen bei ihr erhebt.
Und dass dieser Negativzins wohl noch eine Weile anhalten wird. Schön ist es dennoch nicht, für Liquidität auf dem Konto auch noch dauernd Geld zu berappen. Doch niemand muss den Negativzins einfach hinnehmen. Zum einen kann man ja zu einer Bank gehen, die (noch) keine negativen Zinsen erhebt. Am einfachsten fällt dies denjenigen, die bereits mehrere Bankverbindungen haben. Doch lässt sich auch ein neues Konto eröffnen. Dabei ist freilich Vorsicht geboten, besteht doch die Gefahr, dass auch der neue Finanzpartner gleich mit negativen Zinsen um die Ecke kommt. Daher ist es ratsam, sich auf jeden Fall eingehend zu erkundigen, ob ein in Frage kommendes Institut auch dabei bleibt, keine negativen Zinsen auf Einlagen zu erheben. Völlige Sicherheit darüber wird es aber nicht geben.
Zum anderen, und das ist die wirklich gute Botschaft, bietet der Kapitalmarkt zahlreiche Möglichkeiten, dem Negativzins zu entgehen und laufende Einkünfte für das Ersparte zu kassieren. Dazu muss man zwar ein gewisses Risiko in Kauf nehmen, doch steigt das Risiko bei genauer Auswahl der Investments nebst einer Streuung derselben auch nicht extrem an. Zudem gibt es genügend gute und bewährte Anlagen.
Ein genaues Hinsehen ist auf jeden Fall erforderlich, das zeigt nicht zuletzt der Blick auf die Anlageskandale der vergangenen Jahre wie Container, dubiose Goldplattformen oder Schrott- und Ostimmobilien. Auch Einzelaktien können gefährlich sein, und nicht jeder Kauf von Anteilsscheinen deutscher Banken war erfolgreich.
Sehr viel Sinn macht es, am Aktienmarkt auf Dividendenwerte zu setzen, die langfristig durch mindestens stabile, häufig ansteigende und vor allem auch hohe Ausschüttungen überzeugen. So bieten Deutsche Euroshop, Hamborner Reit, BASF, Allianz und Munich Re auf Basis der im Jahr 2020 erwarteten Ausschüttungen aktuell üppige Dividendenrenditen zwischen 3,8 Prozent und 6,0 Prozent im Jahr. Und wer die Titel bis Mitte 2021 hält, kassiert gleich zweimal Dividende.
Wem Investments in mehrere dieser Werte zu kompliziert sind oder wer nicht genügend Zeit hat, sich um seine Anlagen zu kümmern, der kann auch auf gute und bewährte Dividendenfonds zurückgreifen. Diese legen meist weltweit in Titel mit hohen und stabilen Dividenden an und füllen den Säckel der Anleger durch attraktive Ausschüttungen.
Im Vergleich zu herkömmlichen Aktieninvestments überzeugen solche Dividendenstrategien durch ein niedrigeres Risiko. Entsprechendes gilt für Income-Fonds, die sich durch eine breite Streuung über mehrere Assetklassen und einen klaren Fokus auf regelmäßige Ausschüttungen auszeichnen. Auch hier gibt es mehrere gute und bewährte Fonds, die wir in dieser Zeitung und in unserem Anlagemagazin "rendite" bereits des Öfteren aufgezeigt haben.
Um dem Negativzins zu entgehen, sind auch offene Immobilienfonds gut geeignet. Wie die Ratingagentur Scope ausgerechnet hat, liegt der Renditevorsprung dieser risikoarmen Assetklasse gegenüber Staatsanleihen mit knapp 4 Prozentpunkten auf Rekordniveau. Offene Immobilienfonds sind aber kein Geldmarktersatz, gilt es doch die für Neuanlagen geltende Mindesthaltedauer von 24 Monaten und die Kündigungsfrist von zwölf Monaten zu berücksichtigen.
Natürlich kann man auch dem Negativzins entrinnen, indem man wesentlich mehr Bargeld hält. Doch können viele Scheine unter dem Kopfkissen oder im Geldbeutel, zum Beispiel beim Besuch eines Weihnachtsmarkts, auch gefährlich sein. Da ist es besser, den Kapitalmarkt zu nutzen, um zu sagen: Negativzins? Nein danke.
Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Werner Rüppel