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Schlüsselelement: Zum EU-Gasmarkt

Archivmeldung vom 16.12.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.12.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Für die Dekarbonisierung des Energiesektors, ohne die die EU ihre Klimaziele gleich vergessen kann, ist das neue Gas-Paket der EU-Kommission in seiner Bedeutung kaum zu überschätzen. Nein, es geht nicht um die nutzlosen Brüsseler Vorschläge zum gemeinsamen Gaseinkauf oder zur Gasspeicherung, die vor dem Hintergrund der Energiepreisentwicklung eher als Aktionismus zu sehen und schon bald wieder vergessen sind. Es geht um den Aufbau eines wettbewerbsfähigen Wasserstoffmarktes, auf den Branchen wie die Stahlindustrie dringend angewiesen sind. Grüner Wasserstoff soll in Europa mittelfristig und Zug um Zug den fossilen Energieträger Erdgas ersetzen. Und für dieses Schlüsselelement des Green Deal liegen nun die konkreten Vorschläge vor.

Die EU-Kommission geht einen sehr vorsichtigen Weg und nennt keine konkrete Jahreszahl für den endgültigen Abschied vom Erdgas. Im Gegenteil: Wer genau in die Projektionen der Behörde schaut, sieht, dass auch 2050, wenn die EU eigentlich klimaneutral sein will, noch ein fossiler Anteil am Gasmarkt von rund 20 % prognostiziert wird. Dies mag man kritisieren, wie es auch einige Umweltverbände tun. Aber zum einen ist der Aufbau einer neuen Infrastruktur keine kurzfristige Angelegenheit. Niemand hat Lust, dabei viele "stranded assets" zu produzieren. Zum anderen könnte der weitere Prozess noch eine ganz neue Dynamik im Markt freisetzen, wenn die Wasserstoff-Strategie erfolgreich ist.

Das Gute ist, dass der breite Ansatz der EU-Kommission viele Lehren berücksichtigt, die auf den Strom- und Gasmärkten seit der Liberalisierung vor rund zwanzig Jahren gesammelt wurden: Von Anfang an soll der Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur und der Netze europäisch angegangen werden, mit der entsprechenden Förderung von grenzüberschreitenden Lieferungen. Eine neue Plattform soll den Marktaufbau koordinieren. Und aus den Strom- und Gasmärkten wurden gleich auch die Entflechtungsregeln auf den Wasserstoffmarkt übertragen, damit hier gar nicht erst neue Monopole entstehen können. Die Energiebranche hält diese Unbundling-Vorgaben offiziell zwar für überzogen. Experten halten diese eigentlich für eher noch milde.

Wenn die Brüsseler Pläne aufgehen, sind sie nicht nur ein entscheidender Schritt in Richtung Dekarbonisierung. Sie würden auch dazu beitragen, die Energieversorgung in Europa weiter zu diversifizieren und die Abhängigkeiten von Energieimporten zu senken. Die aktuellen Strom- und Gaspreise zeigen, was für ein wichtiges Ziel dies ist.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Andreas Heitker

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