Neue Westfälische: Bundespräsident Köhler zur Lage der Nation
Archivmeldung vom 25.03.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWo bleibt das Positive? Selten ist diese Frage in der Bundesrepublik häufiger gestellt worden. Auch an die Medien. Statt mit reißerischen Berichten Menschen zu entmutigen, sollten sie Erfolge im Zeichen der Krise und deren baldiges Ende vermelden. Keiner hat deutlicher als das deutsche Staatsoberhaupt die Antwort darauf gegeben.
Woher Optimismus nehmen, wenn die Fakten große Hoffnungen nicht zulassen? Köhlers Klartext lässt für Schönfärberei keinen Raum. Es wird in den nächsten Monaten einen bedrohlichen Zuwachs an Arbeitslosigkeit geben. Auch deshalb, weil viele Unternehmen ohne Stellenabbau, also Kostenminimierung, nicht überleben können. Der Auftragseinbruch trifft den Exportweltmeister mit voller Wucht. Die Folge: Kurzarbeit oder Entlassungen. Und auch für die Gefühle der Betroffenen hat Köhler die richtigen Worte gefunden: Ohnmacht, Hilflosigkeit und Zorn. Oder wäre Wut angemessener? Auf Bankmanager beispielsweise, die ehrbare Kunden um ihre Alterssicherung gebracht, Vermögen verspekuliert haben und immer noch dreist nach Boni und Gratifikationen verlangen, während ihre Institute unter die staatlichen, von Steuergeldern finanzierten Rettungsschirme flüchten? Die Wirtschaftskrise gebiert weiteres Unheil. Viele Staaten, darunter auch europäische, stehen faktisch vor dem Staatsbankrott. Die Prognosen für den Welthandel sind katastrophal. Die Dritte Welt leidet am meisten und treibt ihre Bewohner in die Armutsflucht. Hoffnung macht allein, dass alle Betroffenen in einem Boot sitzen. Einzellösungen für die Krise gibt es nicht. Starke Regierungen müssen zusammen harte, auf Gerechtigkeit zielende Entscheidungen treffen. Wer seine Bürger dagegen durch wahltaktische Spektakel verunsichert, der ist sich der übernommenen Verantwortung offensichtlich nicht bewusst.
Quelle: Neue Westfälische