Rheinische Post: Du darfst, Narr!
Archivmeldung vom 11.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWenn das keine brauchbare Gleichzeitigkeit ist: Karneval und Koalition fangen an. Da freuen wir uns auf die Wiedereinsetzung des Humors als Waffe. Können den Aufstand der Büttenredner kaum erwarten. Fiebern den Talenten aus dem Volk entgegen, die furchtlos ihr Handwerk oder besser: ihr Mundwerk verrichten und der Obrigkeit Contra geben. Hoppeditz, geh du voran!
Schön wär's. In Wahrheit führt das Büttenwesen seit Jahren bloß ein
Schunkeldasein. TV-verträglich, mehrheitsfähig, frohsinnstiftend. Der
Humor, der dort ausgestellt wird, geht selten unter die Haut, aber
oft auf die Nerven. Zur Waffe taugt er nicht, höchstens zur albernen
Spritzpistole. Man trinkt es sich lustig, die Gags wirken erst ab
Fahruntüchtigkeit des Publikums. Tä-tää, tä-tää, tä-tää.
Deshalb merke auf, Narr, und vernimm das Gebot: Du sollst nicht
langweilen. Alles sonst sei dir gestattet. Du darfst überziehen. Du
darfst ungerecht sein. Du darfst politische Korrektheit in den Wind
schlagen. Du darfst einen ungehobelten Eindruck machen. Du darfst
jedoch keine Witze gegen Frauen, Polen und Holländer reißen (es gibt
genug seltsame männliche Inländer). Du kommst in den
Winterbrauchtumshimmel, wenn am Ende der Session ein paar Mächtige
stinksauer auf dich sind.
Quelle: Presemitteilung Rheinische Post