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Westdeutsche Zeitung: Flick und Deutschland

Archivmeldung vom 07.10.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.10.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Name Flick - das ist nicht nur die Geschichte eines Wirtschaftsunternehmens, das über fast ein Jahrhundert - von Weimar über das Dritte Reich bis in die Bundesrepublik - das Land ökonomisch prägte und durchdrang. Es ist auch und vor allem die Geschichte einer fragwürdigen Verbindung von wirtschaftlicher Macht und Politik.

Das Irritierende an der Geschichte der Flicks ist, dass sich hier über Generationen ein großartiges unternehmerisches Geschick verband mit einer moralischen Wurschtigkeit, die als Konstante alle politischen Systeme überstand. Firmengründer Friedrich Flick, Parteigänger Hitlers, bezahlte die Verstrickung ins NS-Regime mit der Zerschlagung seines Konzerns und der Verurteilung durch ein US-Militärgericht. Mit einer kaum für möglich gehaltenen Leistung gelang es der Familie, da schon unter Beteiligung des nun gestorbenen Friedrich Karl Flick, aus den Resten innerhalb von nur 20 Jahren das größte Industrie-Imperium der Bundesrepublik zu schmieden. Dieses Imperium gab dann dem bis dahin größten Spendenskandal der Republik den Namen - "Flick-Affäre". Der Name Flick steht seither als Synonym für die Überzeugung, Politik sei käuflich. Zwei Bundesminister wurden verurteilt. Flick selbst überstand auch diese Affäre ohne Schaden. Und auch Enkel Friedrich Christian blieb der Tradition treu: Obwohl seine Kunstsammlung mit Steuergeld großzügig gefördert wurde, verweigert die Familie jede Zahlung in den Zwangsarbeiterfonds. Diese moralische Dickfelligkeit nötigte fast wieder so etwas wie Respekt ab.

Der "bekennende Steuerflüchtling" - so Friedrich Karl Flick über sich selbst - ist tot. Der Name Flick aber wird in den deutschen Geschichtsbüchern bleiben - mit seinen großartigen Seiten und seinen beschämenden.

Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung

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