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Berliner Morgenpost: Ein Fest für den Film, ein Fest für die Stadt

Archivmeldung vom 11.02.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.02.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Berlinale 2020 wird, anlässlich ihres 70. Geburtstages, erstmals Potsdamer Kinos miteinbeziehen. Die Open-Air-Vorführungen finden dann im stillgelegten Flughafen Tegel statt. Und der European Filmmarket, der längst aus allen Nähten platzt, zieht ins ICC-Messegelände. Das ist natürlich alles Unsinn - noch. Denn heute wird erst einmal die Eröffnung der 60. Berlinale gefeiert.

An einem runden Geburtstag darf man stolz zurückblicken. Dass die Festspiele aber vor allem in die andere Richtung - nach vorne - schauen, ist unbestreitbar, auch im Jubeljahr. Als das Festival vor elf Jahren an den Potsdamer Platz zog, war immer wieder die Kritik zu hören, dass es dort auf einer Insel, unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinde. Davon kann längst keine Rede mehr sein. Das liegt nicht nur daran, dass sich der Potsdamer Platz als neue Mitte Berlins etabliert hat, auch bei Touristen. Das liegt vor allem daran, dass sich die Berlinale, seit Dieter Kosslick sie leitet, Schritt für Schritt weiter ausdehnt. Das ist erst einmal geografisch zu verstehen. Schon im vergangenen Jahr war von der Krake Berlinale die Rede, die immer mehr Kinos eingemeindet, im vergangenen Jahr sogar den Friedrichstadtpalast. In diesem Jahr kommen noch einmal zehn Kiezkinos hinzu - und mit dem Brandenburger Tor auch ein echtes Wahrzeichen der Stadt als Open-Air-Standort. Die Ausdehnung ist aber auch ideell zu verstehen. Von Anfang an hat Kosslick das Festival ausgebaut, hat mit dem Talent Campus und der Perspektive Deutsches Kino dem Filmnachwuchs Foren geboten und führt mit dem World Cinema Fund auch seinen früheren Beruf als Filmförderer mit anderen Mitteln fort. Die Sektion Kulinarisches Kino darf schon fast als Appendix der Grünen Woche gelten. Und mit dem Forum Expanded integriert man erfolgreich auch die Kunstszene: Nicht nur Museen wie den Hamburger Bahnhof oder die Temporäre Kunsthalle - auch jede Galerie, die auf sich hält, versucht mitzumachen. In diesem Jahr wird sogar ein Architekt wie Norman Foster über die Zukunft des Kinos diskutieren. Nach und nach werden somit immer mehr Kulturbereiche vom Kinofieber angesteckt. Die Berlinale ist damit längst mehr als ein herkömmliches Filmfestival. Sie wächst sich zunehmend zu einem vieles umfassenden Stadtfestival aus. Gut möglich, dass nicht einmal Kosslick selbst geahnt hat, wohin seine kühne Strategie sich entwickeln würde. Tatsache aber ist, dass er - in Zeiten von Digitalisierung, Videopiraterie und YouTube - einen Festivaltypus fürs neue Jahrtausend konzipiert hat. Cannes mag nach wie vor die besseren Filme, Venedig mehr Sonne und Stars haben - dennoch sind sie elitäre Einrichtungen für Fachbesucher. Die Berlinale war immer schon ein Publikumsfestival und wandelt sich nun, wie es scheint, zu einem Metropolen-Event, wie es kaum ein vergleichbares gibt. Das ist wohl das Schönste, wozu man dem alten Festival zum 60. gratulieren kann.

Quelle: Berliner Morgenpost

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