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Börsen-Zeitung: Ende einer Rekordfahrt

Archivmeldung vom 27.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Seit Mitte der neunziger Jahre kennt der Porsche-Gewinn nur eine Richtung: steil nach oben. Die Rekordfahrt wurde im Geschäftsjahr 2007/08 damit gekrönt, dass das Konzernergebnis vor Steuern den Umsatz übertrifft.

Es wird ein einmaliges Ereignis in der Porsche-Geschichte bleiben. Denn sowohl der Ergebnisbeitrag aus den VW-Aktienoptionsgeschäften als auch das operative Ergebnis aus dem Automobilgeschäft werden im laufenden Turnus deutlich schrumpfen. Die Absatzzahlen der ersten Monate lassen den Schluss zu, dass die Hoffnung getrogen hat, China, Russland und Naher Osten könnten die Schwäche des US-Marktes kompensieren. Auch Porsche kann sich den Folgen der Finanzkrise nicht entziehen. Das im August begonnene Geschäftsjahr wird für Porsche zur Durststrecke, zumal der neue Hoffnungsträger, der viersitzige Panamera, erst im Jahr darauf das Geschäft beleben wird.

Die operative Schwäche deutete sich schon im auslaufenden Geschäftsjahr an, in dem Porsche zwar nach bereinigter Rechnung noch eine zweistellige Bruttoumsatzrendite verdient hat und damit die Spitze unter den Autobauern verteidigt. Doch die Ertragsqualität litt bereits sichtbar. Bei kaum gestiegenem Umsatz um 14 Prozent höhere Materialkosten und um 7 Prozent höherer Personalaufwand - solche Spreads war man bisher eher aus Wolfsburg gewohnt.

Apropos Wolfsburg: Die Partie um die VW-Übernahme ist ins Stocken geraten. In dem von Porsche-Chef Wiedeking gern bemühten Bild vom Schachspiel, bei dem die Zuffenhausener immer einige Züge weiter denken als ihre Gegenspieler, ist Porsche vom eigenen Erfolg vorerst ausgebremst worden. Da man aufgrund der Leerverkaufsspekulationen im Oktober kurz vor Erreichen der Schwelle von 50 Prozent seine Positionen aufgedeckt hat, wird der Mehrheitserwerb noch in diesem Jahr immer unwahrscheinlicher. Selbst die für 2009 angestrebte Marke von 75 Prozent könnte in die Ferne rücken. Denn Porsche will nicht zu "wirtschaftlich unsinnigen Kursen" kaufen, sonst drohen Abschreibungsrisiken in der eigenen Bilanz. Als angemessen erachtet Porsche-Finanzchef Härter heute einen VW-Kurs um die 200 Euro. Damit wäre der VW-Konzern dreimal so viel wert wie Daimler. Wenn die Autokrise auch in Wolfsburg so richtig ankommt, könnte die VW-Übernahme für Porsche zum Räuberschach werden.

Quelle: Börsen-Zeitung

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