Neues Deutschland: Putin und Kalter Krieg
Archivmeldung vom 12.02.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Thermometer in München zeigten am Wochenende Plusgrade an, die gefühlte politische Temperatur auf der alljährlichen Sicherheitskonferenz lag mehr im eisigen Bereich. Wladimir Putin ließ Washington und NATO frösteln, einige meinten schon, die Geburtsstunde eines neuen Kalten Krieges miterlebt zu haben.
Dabei hat Russlands Präsident nur ausgesprochen, was Kritiker
der Bush-Politik selbst in den USA sagen, Verbündete in Feigheit vorm
vermeintlichen Freund aber lieber diplomatisch aussparen. Etwa, dass
die Außenpolitik der Supermacht mit hegemonialem Anspruch von
Waffengewalt dominiert wird und Irak mit verheerenden Folgen für die
ganze Welt ins Chaos gestürzt hat.
Vor allem aber sieht Russland, wie die NATO immer näher rückt, obwohl
das Ende des Kalten Kriegs einst auch mit der Zusage erkauft wurde,
es werde keine Ostausdehnung des Nordatlantik-Paktes und keine
Stationierung von NATO-Waffen vor Moskaus Toren geben. Dort sieht man
sich nun durch die geplante neue Raketenabwehr der USA in Osteuropa
unmittelbar betroffen, aber auch mit Sorge die gewaltige Aufrüstung
Washingtons bis hinein in den Weltraum. Wenn die Allianz-Führung
Wladimir Putin jetzt den Bruch der NATO-Russland-Partnerschaft
vorwirft, dann fällt das auf sie zurück. Wenn sich der russische
Präsident wie angedroht auf ein heißes Wettrüsten einließe, dann
allerdings hätte er so wenig aus der Geschichte gelernt wie die
Falken im Weißen Haus.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland