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BERLINER MORGENPOST: Der Anfang vom Ende der Tierquälerei

Archivmeldung vom 07.02.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.02.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) will den Tierschutz verschärfen und kann sich mit ihren Plänen einer breiten Zustimmung sicher sein: Kein Mastkaninchen soll sich mehr im Käfig quälen, kein Tiger mehr in Zoo und Zirkus leiden, kein Fohlen mehr mit einem glühenden Eisen gekennzeichnet werden. Das sind sinnvolle Maßnahmen, gegen die auch die Opposition nichts einwenden kann.

Doch diese Maßnahmen können erst der Anfang sein. Der jüngste Skandal um dioxinverseuchte Futtermittel hat wieder einmal die Probleme einer hochintensiven Massentierhaltung drastisch vor Augen geführt. Diese öffentliche Aufmerksamkeit nutzt die Ministerin nun für ihren längst überfälligen Vorstoß. Tierschutz ist seit 2002 als Staatsziel im Grundgesetz verankert. Das deutsche Tierschutzgesetz verbietet es, einem Tier "ohne vernünftigen Grund" Leid zuzufügen oder gar zu töten. Schon Albert Schweitzer hatte angemahnt, der Mensch müsse das Tier als Mitgeschöpf achten. Doch noch immer werden Schlachttiere in Lastwagen unter qualvollen Bedingungen quer durch Europa transportiert. In Forschungslabors sterben Millionen Versuchstiere. Zig-Millionen Schweinen werden die Schwänze abgeschnitten, die männlichen Ferkel werden ohne Betäubung kastriert. Millionenfach leiden Mastputen, weil sie zu schwer werden, um sich überhaupt noch zu bewegen. Qualzuchten, die bewusst in Kauf nehmen, dass ein Tier leidet, damit es mehr Fleisch gibt, sind bei Haustieren wie Hunden und Katzen längst verboten, nicht aber bei Nutztieren. Warum nicht? Eine Landwirtschaft, die 80 Millionen Menschen ernähren und auch noch für den Export produzieren soll, kann auch in Zukunft nicht auf intensive Haltungsformen verzichten. 600 Millionen Masthähnchen können nicht in Freilandhaltung produziert werden. Und auch für die etwa 50 Millionen Schweine ist in Deutschland nicht genug Platz, um sich auf Wiesen auszutoben. Die Ministerin muss aber dafür sorgen, dass intensive Nutztierhaltung angemessene Tierschutz-Standards erfüllt - auch gegen den zu erwartenden Widerstand der betroffenen Branchen. Sie muss die Interessen der Verbraucher vertreten, die sich um das Wohl der Nutztiere sorgen - und trotzdem Fleisch essen wollen, das unter ethisch vertretbaren Bedingungen erzeugt wurde. Es ist schick geworden, seinen Protest gegen die Massentierhaltung mit einer vegetarischen Lebensweise auszudrücken. Aber das ist keine dauerhafte Lösung. Tierschutz ist keine spleenige Marotte von Menschen mit übertriebener Tierliebe. Tierschutz ist ein Ausdruck von Ehrfurcht vor dem Leben. Denn Tiere sind keine Sache, sie sind Mitgeschöpfe des Menschen - auch wenn der Mensch sie allein zu dem Zweck hält, sie später zur Schlachtbank zu führen. Aber Kälte und Skrupellosigkeit im Umgang mit Tieren könnten langfristig auch den Umgang der Menschen untereinander beeinflussen. Tierschutz ist daher nicht nur eine politische, sondern auch eine gesellschaftliche Aufgabe. Und die Verbraucher können sich nicht aus der Verantwortung stehlen. Schon heute gibt es Tierschutz-Label für Fleisch, das aus artgerechter Haltung stammt. Die Verbraucher müssen nur zugreifen.

Quelle: BERLINER MORGENPOST

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