Türkei sendet Truppen nach Libyen
Archivmeldung vom 06.01.2020
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Freigeschaltet durch André OttIn Libyen droht den Europäern ein Szenario wie in Syrien. Dort stecken die Türkei und Russland ihre Interessen ab. Das türkische Parlament wird am 7. Januar 2020 beschließen ohne Abklärung mit der NATO in Libyen einzumarschieren. Wie mit dem Einmarsch in Nord-Syrien hält die Türkei mit ihrer neuen Militärintervention wenig von NATO-Absprachen und UN-Resolutionen. Russland scheint der heimliche Partner der Türkei zu sein.
Aber es sieht für den Betrachter so aus, als wenn sich die Türkei langsam von der NATO verabschieden und ihre eigenen Machtansprüche mit Russland in Libyen durchsetzen möchte.
Die türkischen Truppen sollen die Regierung der nationalen Einheit von
Fayez al-Sarraj in Tripolis unterstützen, die seit Monaten vom libyschen
Kriegsfürsten General Khalifa Haftar angegriffen und belagert wird.
Formal handelt es sich bei der Regierung von Ministerpräsident Fayez
al-Sarraj um die von der UNO anerkannte Vertreterin Libyens, doch
kontrolliert sie nicht einmal die gesamte Hauptstadt und ist von der
militärischen Unterstützung durch Milizen abhängig, die ihre eigenen
Interessen verfolgen. Ende November unterzeichnete Sarraj mit der Türkei
ein umfassendes Abkommen über Militärhilfe, das Ankara die Entsendung
von Luft-, Boden- und Marineeinheiten und die Lieferung von Waffen
ermöglicht. Libyen habe die türkischen Truppen eingeladen und Ankara
werde dieser Einladung folgen, sagte Erdogan.
Am Donnerstag bekräftigte er das höchst umstrittene Abkommen zwischen
der Türkei und der Regierung von Sarraj über die gemeinsamen Seegrenzen.
„Die Verhandlungen darüber seien seit 2012 gelaufen“, sagte Erdogan.
Mit der Vereinbarung verschärft Ankara seinen Konfrontationskurs
gegenüber Griechenland, Zypern, Ägypten und Israel bei der Ausbeutung
von Erdgasreserven im östlichen Mittelmeer. Die libyschen Institutionen
sind seit dem Bürgerkrieg in Libyen geteilt, es gibt zwei Regierungen,
zwei Zentralbanken und zwei Sicherheitsapparate. Vier mächtige Milizen
profitieren vom Chaos. Sie verdienen ihr Geld mit dem Schmuggel von
Erdöl, Waffen und Menschen.
Der 75-jährige selbsternannte Feldmarschall General Chalifa Haftar ist
der starke Mann der ost-libyschen Gegenregierung in Tobruk, die die in
der libyschen Hauptstadt Tripolis residierende international anerkannte
Übergangsregierung bekämpft und sich selbst als Garant der Rückkehr
eines starken Staates in Libyen sieht. Nachdem die Gegenregierung mit
ihrem Militärbündnis Fadschr Libyia (auch bezeichnet als
„Morgendämmerung Libyens“) im Zuge des Bürgerkriegs ab 2014 Tripolis
eroberte, hat das Parlament seinen Sitz nicht mehr in der Hauptstadt,
sondern in Tobruk. Während der Friedensplan für Libyen von 2015
vorsieht, dass die legislative Gewalt ihren dauerhaften Sitz in Tripolis
hat, gibt es im Abgeordnetenrat Überlegungen, dauerhaft in Tobruk zu
bleiben.
Im Februar 2015 trafen sich Vertreter der „Morgendämmerung“ mit dem Ukrainischen Außenminister Pawlo Klimkin in Kiew. Beobachter gehen davon aus, dass die Gruppe „Morgendämmerung Libyens“ mit ukrainischer Hilfe MIG-23 Kampfflugzeuge aus Gaddafi Zeiten wieder einsatzfähig repariert haben. Die Allianz hat eigene Luftstreitkräfte aufgebaut und im Februar 2015 erstmals die Stadt az Zintan bombardiert. Seitdem wurden verschiedene Luftangriffe auf Stellungen der Regierung geflogen, so etwa in as-Sidr oder Ras Lanuf. Feldmarschall Haftar, der schon unter Diktator Muammar al-Gaddafi Armeechef war, dann in die Opposition ging und sich 2011 der Revolte gegen Gaddafi anschloss war des Öfteren auch beim Kreml zu Besuch. Russland hat sich bereits zu Gaddafis Zeiten für die libysche Öl- und Gasförderung interessiert...weiterlesen hier: https://kenfm.de/standpunkte-%e2%80%a...
Quelle: KenFM von Karl Bernd Esser