Südwest Presse: Kommentar zu Freiburg / Verkauf städtischer Wohnungen
Archivmeldung vom 13.11.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Freiburger Bürger haben ihrem Oberbürgermeister Dieter Salomon eine schallende Ohrfeige gegeben. Aus dem geplanten Verkauf des Großteils der städtischen Wohnungen wird nun vorerst nichts. Die Entscheidung gibt Salomon und den Befürwortern des Verkaufs die Möglichkeit, über so manchen Fehler der vergangenen Wochen nachzudenken.
Nachvollziehbar war zwar ihr Wunsch, mit dem Erlös die Schulden zu
tilgen und wieder Handlungsspielraum zu erlangen. Die Betonung lag
aber auf dem höchstmöglichen Verkaufspreis. Damit wären nur
ausländische Finanzinvestoren in Frage gekommen, die den deutschen
Wohnungsmarkt regelrecht abgrasen.
Das macht vielen Menschen Angst. Denn das Ziel dieser Investoren sind
hohe Renditen mit Miete und Verkauf sowie ein Ausstieg nach wenigen
Jahren. Die bei solchen Verkäufen abgeschlossenen Sozialchartas sind
ein Feigenblatt, weil sie kaum über den gesetzlichen Schutz
hinausgehen.
Viele Kommunalpolitiker in Freiburg haben nicht erkannt, dass
städtische Wohnungen keine x-beliebige Ware darstellen. Sie sind
Heimat, oft genug für sozial Schwache, Gestaltungsspielraum bei der
Stadtentwicklung und ein soziales Pfand. Wenn schon eine Kommune
meint, sie müsse aus finanzieller Not ihre Wohnungen veräußern, gibt
es genügend Wohnungsgesellschaften, die die Interessen der Kommunen
auch langfristig berücksichtigen.
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse