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WAZ: Kofi Annan tritt nach 10 Jahren ab

Archivmeldung vom 28.12.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.12.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Gesucht wurde Mitte der 90er Jahre ein Verlegenheitskandidat, jemand ohne politisches Profil, leicht auszurechnen und deshalb gut zu dirigieren. Gefunden wurde der Ghanaer Kofi Annan. Die USA drückten seine Kandidatur für den Posten des UN-Generalsekretärs mit dem Einfluss einer globalen Supermacht durch. Annans Vorgänger Boutros Boutros-Ghali war den Amerikanern aufgrund seiner Fehler in Somalia und Ruanda vordergründig ein Dorn im Auge.

Mit einem Veto im Sicherheitsrat verhinderten sie eine zweite Amtszeit des Ägypters.

Hinter den Kulissen ging die damalige US-Politikerin Madeleine Albright Boutros-Ghali massiv an. Er handele zu selbstständig, sei zu sehr Politiker und zu wenig Diplomat und widersetze sich auch noch den Wünschen der USA. Gegen solche Spielregeln verstößt man nicht. Annan schien deshalb der perfekte Mann zu sein. Ein Karrierediplomat, der sich durch die Ebenen der Weltorganisation durchgearbeitet hatte.

Während sich der Afrikaner in der ersten Amtszeit auf das Repräsentieren beschränkte, wurde er nach seiner Wiederwahl politisch aktiv. Er widersprach US-Präsident Bush, bekämpfte die Angriffspläne und den folgenden Krieg gegen den Irak. Für die USA ein Affront. Konservative machten mobil, versuchten den Generalsekretär persönlich für Korruption im Zusammenhang mit dem Öl für Lebensmittel-Programm für den Irak verantwortlich zu machen. Die UNO wurde zur Zielscheibe. Überbordende Bürokratie, gepaart mit Ineffizienz waren Stichworte, mit denen die US-Regierung die Finanzierung der Vereinten Nationen infrage stellte.

Das von hoher Integrität gekennzeichnete Auftreten Annans und auch die Verleihung des Friedensnobelpreises übertünchen, dass die dringend notwendige Reform der Weltorganisation gescheitert ist. Die Hilflosigkeit beim seit Jahren stattfindenden Völkermord in Darfur ist Beleg dafür. Glaubwürdigkeit sieht anders aus. Zynisch mag man die UN-Verantwortlichen beglückwünschen, dass dank der ideologischen und letztendlich gescheiterten US-Außenpolitik unter Bush international von gravierenden Fehlern der UNO abgelenkt wurde.

Für den künftigen UN-Generalsekretär Ban Ki Moon heißt das, dass es nicht möglich ist, mediengerecht eine gemeinsame Politik der 192 Mitgliedsstaaten zu formulieren. Kleine Schritte sind nötig. Der Südkoreaner muss tatsächlich mehr Diplomat sein, als es Kofi Annan in den vergangenen Jahren war. Boutros-Ghali lässt grüßen.

Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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