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LVZ: Pisa-Ergebnis kein Grund zum Ausruhen

Archivmeldung vom 20.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Vielleicht hatte Angela Merkel schon die richtige Vorahnung, als sie im Oktober zum bundesweiten Bildungsgipfel nach Dresden einlud - ins Pisa-Spitzenland. Auch Erfurt wäre ein guter Platz gewesen, denn Thüringer Schüler sind ebenfalls weit vorn gelandet.

Ganz offenbar hat sich bewährt, dass beide Freistaaten nach der Wende Neues wagten und zugleich Bewährtes fortsetzten. Sie verzichteten auf die separate Hauptschule, packten sie mit der Realschule unter ein Dach und hielten von Anfang an am zwölfjährigen Abitur fest. Außerdem ist beiden Bundesländern ein ständiges Umpflügen der Schullandschaft je nach politischer Farbenlehre erspart geblieben. Ausgezahlt haben sich besonders die Konzentration auf die Naturwissenschaften, die in Sachsen jetzt auch beim Abitur nicht mehr abgewählt werden können, der Ausbau der Ganztagsschulen und die durch den Geburtenknick bedingte günstige Lehrer-Schüler-Relation. Ohne engagierte Pädagogen, die sich in Sachsen durch so manchen heftigen Seitenwind nicht entmutigen ließen, wäre der Gipfelsturm nicht gelungen. Der Freistaat profitiert bei diesem Leistungsvergleich außerdem davon, dass die relativ wenigen Migrantenkinder, die hier die Schulbank drücken, sich leichter integrieren lassen. Auch wenn sich Sachsens Ministerpräsident Tillich und Kultusminister Wöller nun kräftig auf die Schulter klopfen: Ein Grund zur Selbstzufriedenheit ist der erreichte Pisa-Gipfel nicht. Noch verlassen zu viele junge Leute die Schule ohne Abschluss. Und der spätere Wechsel zum Gymnasium ist nur dem Papier nach wunderbar problemlos. Bundesweit belegt die Studie noch immer den beschämenden Missstand, dass vielfach die soziale Herkunft über den Bildungsweg entscheidet. Und die Kleinstaaterei im Schulsystem macht es Kindern weiterhin sehr schwer, in einem anderen Bundesland nahtlos den Anschluss zu finden. Die Diskussion, was der Westen von Sachsen lernen sollte und kann, dürfte bei diesem ideologiebeladenen Thema nur zäh in Gang kommen. Noch immer hält in den alten Bundesländern das Klagen über das Zwölf-Jahres-Abitur an - wegen zu vieler Stunden, die den ostdeutschen Schülern schon lange abverlangt werden. Dabei wurde im Westen häufig nur versäumt, rechtzeitig die vollgestopften Lehrpläne zu entmüllen. Um das deutsche Bildungssystem insgesamt gipfelreif zu machen, braucht es mehr scheuklappenfreie Politik und auch mehr Geld.

Quelle: Leipziger Volkszeitung

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