Märkische Oderzeitung kommentiert die Gespräche zwischen Vatikan und Schiiten
Archivmeldung vom 03.05.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAuch im Islam scheint man Gemeinsamkeiten mit der katholischen Kirche zu erkennen, wenn es um die Auseinandersetzung mit Werteverfall oder einem säkularen Relativismus geht.
Denn die Überwindung des für Religiöse und Nicht-Religiöse häufig als unüberwindbar empfundenen Gegensatzes von Glaube und Vernunft ist ja letztlich keine Frage allein der Kulturen, sondern in erster Linie eine Frage, die sich jede Religion stellen muss, wenn es um das Warum und Wohin unseres Seins geht. Ein Umstand, der gerade im Islam bedeutsam ist, weil es nach dessen Rechtsverständnis keine Trennung zwischen Religion und Alltag gibt.
Umso wichtiger ist es darum, dass sich die Vertreter beider Seiten in ihren Leitsätzen darauf verständigt haben, dass unter anderem "religiöse Traditionen nicht auf der Basis eines einzelnen Verses oder einer Passage in den jeweiligen heiligen Büchern beurteilt werden können", oder dass "weder Vernunft noch Glaube für Gewalt gebraucht werden sollten" und Unterschiede zu akzeptieren sind. Sätze, die für Gelehrte einer islamischen Republik geradezu revolutionär klingen. Sicher, man sollte die Erwartungen nicht zu hoch schrauben, doch man darf gespannt sein, wie der Dialog, in dem künftig religiöse Unterschiede nicht mehr "verschwiegen werden sollen", demnächst in Teheran weitergeführt wird.
Quelle: Märkische Oderzeitung