WAZ: Das Klima und die Kosten: Menschen und andere Katastrophen
Archivmeldung vom 22.08.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWarum wir die Welt retten sollten? Alleine schon deswegen, damit wir uns später an einen Tisch setzen und ein für alle Mal klären können, wer denn damals Recht hatte: Diejenigen, die mit dem Klimaschutz nicht früh genug anfangen konnten oder diejenigen, die den Kampf gegen die globale Erwärmung als Ideologie fehlgeleiteter Gutmenschen geißelten.
Im Ernst: Ein bisschen Vernunft würde der Klimadebatte gut tun.
Als Klaus Töpfer als Chef der UN-Umweltbehörde und oberster
Klimadiplomat durch die Welt jettete, wurde er häufig gefragt, ob es
denn wirklich den Planeten rettet, wenn wir alle kräftig CO2 sparen.
Töpfer entgegnete damals: "Ich weiß das nicht. Aber weil ziemlich
viel dafür spricht, dass es so ist, sollten wir damit anfangen. Denn
was ist, wenn wir nichts tun und uns irren?"
Natürlich wird es uns Geld kosten, wenn wir uns dazu
entschließen, in den eigenen vier Wänden, im Auto oder als
Flugreisender den Klimaschutz stärker zu beachten. Niemand, nicht
einmal ein Politiker, sagt, dass Klimaschutz gratis ist. Doch wer die
CO2-Debatte in den letzten Monaten ernsthaft verfolgt hat, wird
erfahren haben, dass es längst nicht mehr um die Verlierer, sondern
um die möglichen Gewinner geht. Nur zur Erinnerung: Es waren die
Ökonomen, nicht Weltuntergangsbeschwörer oder Hysteriker, die der
Klimawandel-Diskussion eine neue Wendung gegeben haben. Jene Ökonomen
sagen: Wer rechtzeitige Investitionen in Klimaschutz-Maßnahmen
verschläft, muss später mit Kosten rechnen, die um ein Vielfaches
höher liegen.
Niemand, selbst Umweltminister Sigmar Gabriel nicht, wird auf Euro und Cent beziffern können, wie teuer uns sein engagiertes Klimaschutz-Paket wirklich kommt und ob es - das ist die viel interessantere Frage - maßgeschneidert ist, um den gewünschten Effekt bei der CO2-Reduzierung zu erzielen. Kann man das überhaupt mit einem Handgriff: Den Hebel umlegen von CO2-egal nach CO2-frei? Sicherlich nicht. Was hindert uns also daran, frei nach Klaus Töpfer, mit dem Klimaschutz anzufangen und später nachzubessern? So schlecht kann es doch nicht sein, Geld auf den grünen Märkten anzulegen - angesichts deutscher Umwelttechnologien, die längst für Milliardenumsätze sorgen. Vielleicht ist es ja auch nur die Angst vor Veränderungen, die Lobbyverbände und Industriekapitäne beschäftigt. Das aber ist zum Glück keine Naturkatastrophe, sondern nur menschliche Schwäche.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung