Westdeutsche Zeitung: Technische Mängel in ICE-Zügen
Archivmeldung vom 13.07.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Alle reden vom Wetter. Wir nicht." Zugegeben - auch in den 60er Jahren, als wir Fahrschüler täglich im Bahnhof diesen Plakatspruch lasen, gab es Zugverspätungen, wenn im Winter die Weichen zugeschneit waren. Aber das geschah äußerst selten. Heute redet die Bahn andauernd vom Wetter. Im Herbst kommen die Züge nicht von der Stelle, weil Laub auf den Schienen liegt. Im Winter fällt die Elektrik aus, weil es zu kalt ist. Und nun, im Sommer, schmoren die Fahrgäste im ICE-Abteil, weil die Klimaanlage den Geist aufgegeben hat.
Kühle Getränke: Fehlanzeige. Die Deutsche Bahn wiegelt ab. Bei täglich 1300 Fernverbindungen sei eine Panne, wie am vergangenen Wochenende in drei Zügen aufgetreten, hinnehmbar. Was die Bahn nicht sagt: Der Ausfall der Klimaanlage im ICE ist ein immer wiederkehrendes Ärgernis, ein Problem regelmäßiger Wartung. Auch die unzureichenden Getränkevorräte und die abgesperrten Bordtoiletten sind eine Folge falscher Sparsamkeit - beim Personal. Wer von Düsseldorf nach Berlin und zurück für zwei Personen Zweiter Klasse 250 bis 380 Euro bezahlen soll, darf eine komfortable Reise mit professionellem Service erwarten. Ansonsten gibt er sein Geld lieber für die Autofahrt oder das Flugzeug aus. Für die Bahn ein verlorenes Geschäft. Wenn sie aber bei der Technik geizt, spart die Bahn am ganz falschen Ende - nämlich bei der Gesundheit und Sicherheit ihrer Passagiere. Das kann schnell katastrophale Folgen haben. Erinnern wir uns, dass erst auf öffentlichen Druck die Spanne zwischen zwei Ultraschall-Untersuchungen der ICE-Achsen von zunächst 300 000 auf 30 000 Kilometer gesenkt worden ist. Die Aktiengesellschaft Deutsche Bahn gehört zu 100 Prozent dem Bund und untersteht dem Verkehrsminister. Der hat zu sorgen, dass in Deutschland täglich 37 000 Zugfahrten kostengünstig, komfortabel, reibungslos und vor allem sicher über die Schiene gehen. Das ist eine Herkulesaufgabe, die uns gutes Geld wert sein muss: Geld für ein qualifiziertes Management, Geld für Personal, das den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen ist, und vor allem Geld für Schienenwege und Fahrzeuge, die allerhöchste Sicherheitsstandards erfüllen. So wie vor einem halben Jahrhundert, als noch der Werbespruch galt: "Eins ist sicher: Die Bahn."
Quelle: Westdeutsche Zeitung