WAZ: Der Koalitionskrach in Kiel - Küstennebel
Archivmeldung vom 17.07.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAls die große Welle aus Kiel in Berlin ankam, war sie bereits auf Rinnsalgröße geschrumpft. Lediglich FDP-Chef Guido Westerwelle wollte das Zerwürfnis zu einem "bundespolitischen Fanal" stilisieren. Völlig übertrieben.
Auf der Zwangsehe zwischen CDU und SPD im Land zwischen den Meeren lag von Beginn an kein Segen. Die von tiefer persönlicher Antipathie getränkte Unversöhnlichkeit, mit der sich Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) und sein Koalitionsfeind Ralf Stegner (SPD) zuletzt auch öffentlich begegneten, hat die Zerrüttung nur beschleunigt. Ein unabweisbarer Grund für Neuwahlen acht Monate vor dem eigentlichen Termin ist es gleichwohl nicht, wenn zwei erwachsene Menschen ihr Ego nicht hinter die Sache stellen können. Auch so entsteht Politikerverdrossenheit. Carstensens Bauchentscheidung riecht nach Küstennebel. Sicher, die SPD liegt am Umfrage-Boden. Ein Doppelwahlgang am 27. September könnte die Sozialdemokraten ganz ins Watt spülen. Dann wäre der Weg frei für Schwarz-Gelb. Warum aber gerade Carstensen das herbeisehnt, nährt Zweifel an seiner Befähigung.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung