RNZ: Sinnlos
Archivmeldung vom 14.05.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Das war die erste Rache für Osamas Märtyrertod", pries ein Sprecher der pakistanischen Taliban den heimtückischen Doppelanschlag im Distrikt Charsadda. "Rache für Osama" - ein gefälliges Etikett und eine willkommene Rechtfertigung für das ziellose Morden. Der Tod Bin Ladens ist da nebensächlich - diesen Anschlag hätte es eh gegeben. Terror steht seit Jahren in Pakistan auf der Tagesordnung.
Das gestrige Attentat war zwar der schwerste Anschlag seit Monaten, doch diese Toten reihen sich ein in die lange Reihe tausender Opfer des Terrorismus. Die - gerade auch in Pakistan umstrittene - Tötung des El-Kaida-Chefs Bin Laden durch ein US-Kommando brauchte es dafür bisher nicht als Anlass. Denn darum geht es ja auch gar nicht. Folgt man, auch wenn es zynisch scheint, einmal kurz der Logik der Terroristen: Müssten Ziel eines Racheakts nicht die verhassten USA, vielleicht auch Pakistans Politiker sein, die das Kommandounternehmen im eigenen Land stillschweigend zuließen? Doch dieser Anschlag traf - wieder einmal - die Schutzlosen, die leichtesten Opfer. Damit entlarvt sich der Terrorismus als das, was er wirklich ist: Nicht Kampf der Unterdrückten, Aufstand der Armen, sondern zielloses Blutvergießen. Den Familien bleibt nicht einmal der Trost, dass ihre Söhne als Märtyrer einer guten Sache gestorben seien. Ihr Tod ist einfach sinnlos.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung