Neue Westfälische (Bielefeld): Ostwestfalen-Lippe in NRW Zwischen Weltklasse und Kreisliga
Archivmeldung vom 03.07.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAm kommenden Mittwoch wird in Paderborn der erste Spatenstich für die "Zukunftsmeile Fürstenallee" gesetzt. Im ersten Anlauf werden in dieses IT-Forschungszentrum zwölf Millionen Euro investiert. Etwa 160 Wissenschaftler aus den Bereichen Maschinenbau, Elektronik und Informatik sollen dort arbeiten. In ein paar Jahren, so die Planung, werden an der "Zukunftsmeile Fürstenallee" mehr als 1.000 hochkarätige Jobs und genauso viel Studienplätze entstehen. Ein Highlight für Ostwestfalen-Lippe.
Nicht nur die Stadt Paderborn wird als Wissenschaftsstandort erheblich aufgewertet. Letztlich dürfte die gesamte Region von dem Projekt profitieren. Mit der "Zukunftsmeile Fürstenallee" sei OWL "auf dem Weg zu einer der erfolgreichsten Wirtschaftsregionen Europas" frohlockt die Universität. Das klingt zwar ein wenig übertrieben. Aber das Signal ist trotzdem richtig. Denn in Wirtschaft und Wissenschaft hat OWL sehr viel zu bieten. Einige Disziplinen und Unternehmen haben weltweite Bedeutung erlangt, ihre obersten Repräsentanten genießen einen hervorragenden Ruf. In starkem Kontrast dazu steht das politische Erscheinungsbild der Region. Es ist weitgehend geprägt von Bedeutungslosigkeit und Provinzialismus. Auf der Düsseldorfer Landesbühne, dort wo Politik gemacht und finanzielle Mittel verteilt werden, muss die Region Ostwestfalen-Lippe wegen ihrer "Randlage" stets kämpfen, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Leider war sie dort in den vergangenen Jahren nicht durch politische Schwergewichte vertreten. Vage ist die Hoffnung, dass sich das mit einer rot-grünen Minderheitsregierung ändert. Bei der wichtige Standortwahl um einen millionenschweren Gesundheitscampus wurde die Gesundheitsregion OWL vom Ruhrgebiet überflügelt. Gleiches droht dem Vernehmen nach nun auch beim Ringen um eine medizinische Fakultät in Bielefeld. Wer bündelt endlich die Kräfte der Region? Die Detmolder Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl hätte das in den letzten Jahren tun sollen. Aber ihre Strahlkraft blieb gering. Die FDP-Frau bewegt sich lieber im Schatten als im Rampenlicht. Anstatt an einem Strang zu ziehen, bremst sich OWL im politischen Raum selbst aus. Das beste Beispiel dafür bietet die Debatte um einen Nationalpark im Teutoburger Wald. Anstatt ihn zu errichten und damit einen weiteren "Leuchtturm" zu schaffen, wird endlos hin- und her debattiert. Ähnlich armselig und zersplittert fällt die touristische Präsentation aus, wo man sich nicht einmal auf das einheitliche Label "Teuto" einigen kann. Auch die jüngsten Vorgänge um die OWL-Marketing GmbH zeugen von "Kleinstaaterei" und "Kirchtumspolitik". Einige Kreise verweigern der Marketing GmbH eine dringend benötigte finanzielle Aufstockung und lassen die Organisation mit ihrer beschlossenen Neustrukturierung im Regen stehen. Fazit: Manchmal ist OWL Weltklasse, doch zu oft wird hier noch auf Kreisliga-Niveau gekickt.
Quelle: Neue Westfälische