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Börsen-Zeitung: Grün auf dem Vormarsch

Archivmeldung vom 10.03.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.03.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Green Bonds, mit denen Klima- und Umweltschutzprojekte finanziert werden, erleben einen gewaltigen Boom. Gerade in den vergangenen drei bis vier Jahren hat die Emissionstätigkeit bei diesen Anleihen deutlich zugenommen. Aus der Taufe gehoben wurde das Segment im Jahr 2007 durch die in Luxemburg ansässige Bank der EU, die Europäische Investitionsbank (EIB). Im Debütjahr lagen die Emissionen der EIB noch unter der Marke von 1 Mrd. Euro.

Auch in den Folgejahren bis 2013 führte das Marktsegment ein Schattendasein und wurde hier und da von Marktteilnehmern eher mal belächelt, als dass man dem innovativen Produkt der EIB den Sprung in eine ernstzunehmende Emissions- und damit Marktgröße zugetraut hätte. Doch das liegt alles längst weit in der Vergangenheit, und der Markt ist den Kinderschuhen entwachsen. 2013 lag das Emissionsvolumen noch knapp unter der Marke von 10 Mrd. Euro. Würde man das auf die heute üblichen Anleihegrößen von 1 Mrd. Euro und mehr umrechnen, käme man auf noch nicht einmal zehn Bonds, also zehn einzelne Deals. Das ist doch sehr überschaubar. Doch seit dem Jahr 2013 kam jedes Jahr der Sprung auf einen Rekord, und die Emissionsgrößenordnungen sind nicht mehr vernachlässigbar: gut 31 Mrd. Euro 2014, über 40 Mrd. Euro 2015, mehr als 85 Mrd. Euro im Jahr 2016, und 2017 übersprang der Green-Bond-Markt die Marke von 100 Mrd. Euro deutlich und landete schließlich bei mehr als 127 Mrd. Euro, wie die Statistiken der EIB zeigen.

In diesem Jahr geht es fulminant weiter. Die Ratingagentur Moody's rechnet damit, dass 2018 sogar grüne Anleihen im Umfang von 250 Mrd. Dollar auf den Markt kommen könnten. Das wäre wahrlich atemberaubend, werden dann nämlich mit Sicherheit auch schon die ersten Auguren auf den Plan treten, die das baldige Erreichen der Billionen-Dollar-Marke ausrufen werden. Gleich zu Beginn dieses Jahres stellte Belgien in Aussicht, ebenfalls mit einer grünen Staatsanleihe aufwarten zu wollen. Das wurde vor wenigen Tagen Realität. Bei den Anlegern gab es bei dem 15-jährigen Debüttitel fast schon kein Halten mehr, wie am Orderbuch von knapp 13 Mrd. Euro für den letzten Endes 4,5 Mrd. Euro schweren Bond unschwer abzulesen war. Ebenfalls im Februar kam das Land Indonesien mit einem grünen Bond. Der fünfjährige Titel wurde 1,25 Mrd. Dollar schwer.

In Deutschland kam etwa das Land Nordrhein-Westfalen mit einem Titel. Das zehnjährige Papier über gut 2 Mrd. Euro wurde zunächst mit einer Spread-Vorgabe von 12 Basispunkten (BP) vermarktet und ging zum Spread von minus 14 BP an die Anleger - engere Spreads sind ein Signal für eine gute Nachfrage. Sie lag im Fall von NRW bei mehr als 2,4 Mrd. Euro. Man sollte sich darauf einstellen, dass in diesem Jahr weitere Emittenten sowohl von staatlicher Seite als auch Unternehmen und Banken an den Markt kommen werden. Zu hoffen ist natürlich auch, dass der Bund, der dieses Thema in diesem Jahr bislang nicht angehen wollte, bald eine Neuorientierung findet. Das hat der Benchmark-Emittent der Eurozone dringend nötig.

Auch die Entwicklung auf EU-Ebene wird den Markt weiter vorantreiben. Die EU hat dieser Tage ihren Aktionsplan für grüne bzw. für nachhaltige Kapitalanlagen vorgelegt. Innerhalb der nächsten zwölf Monate wird der Markt mit einer Reihe neuer Regelungen konfrontiert. Und auch auf der Ebene einzelner Länder tut sich einiges. Luxemburg ist etwa dabei, ein Gesetz für grüne Anleihen - in diesem Fall speziell für grüne Pfandbriefe - auf den Weg zu bringen. Derzeit durchläuft das Gesetzesvorhaben das übliche Verfahren. Banken haben ohne Zweifel einen Emissionsbedarf für solche Papiere. Und wenn das Gesetz verabschiedet ist, sollten zügig die ersten Emissionen folgen.

Profitieren werden die Emittenten von der guten Nachfragesituation am Markt. Denn derzeit gibt es immer noch einen Mangel an Investitionsobjekten im grünen Bereich, so dass in der Folge jede Emission fast durchweg gut aufgenommen wird. Hinzu kommt, dass Emittenten sich neue Investorenkreise erschließen können und damit eine Diversifikation auf der Refinanzierungsseite bewerkstelligen. Ein schöner Nebeneffekt für einen Emittenten, der es mit einem soliden grünen Bondauftritt auch wirklich ernst meint und darin nicht nur eine kurzlebige Modeerscheinung sieht, die lediglich für eine schnelle Emission genutzt wird. Denn das wäre für den Green-Bond-Markt insgesamt alles andere als gut.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Kai Johannsen

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