Rheinische Post: Erbschaftsteuer mit Tücken
Archivmeldung vom 06.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNormale Familien werden im Erbschaftsfall wohl kaum einen Unterschied zwischen vor und nach der Reform bemerken, wenn der Entwurf der großen Koalition zur Erbschaftsteuer in Kraft tritt. Was bisher durch hohe Bewertungsabschläge für vererbte Immobilien weitgehend steuerfrei war, soll künftig durch höhere Freibeträge erreicht werden. So weit, so gut.
Ein Problem könnte die Reform freilich für Unternehmen werden. Bei
mehr als 20.000 Familienbetrieben steht ein Generationswechsel bevor.
Da kann die Erbschaftsteuer schnell die Substanz der Firma schwächen.
Fraglich ist, ob die geplante Freistellung von 85 Prozent des
Betriebsvermögens, gestuft über zehn Jahre und mit komplizierten
Bedingungen, den Praxistest besteht. Österreich lockt bereits
(übrigens unter Führung eines sozialdemokratischen Bundeskanzlers)
mit Erbschaftsteuer-Freiheit. Dort weiß man: Ein florierendes
Unternehmen bringt rasch ein Vielfaches der Erbschaftsteuer, ganz zu
schweigen von deren bürokratischem Aufwand. Wenn nur einige größere
Unternehmen (wie bereits angekündigt) vor der Erbschaftsteuer ins
Ausland flüchten, wäre der ökonomische Schaden für Deutschland wohl
größer als das gesamte Erbschaftsteuer-Aufkommen von rund vier
Milliarden Euro pro Jahr. Neid ist eben ein schlechter Ratgeber.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post