Papst Benedikt XVI. - Heimkindopfer Friedhelm Münter klagt vor dem ICC in Den Haag
Archivmeldung vom 13.02.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWir sind Papst! "BILD" titelte diese medienhistorische Überschrift. Wir sind kein Papst mehr! Deutschland uneinig, ob es sich freuen soll oder weinen. Deutsche Politiker jedoch überschlagen sich vor Heuchelei. Die Stimmung in Berlin erinnert an Karfreitag und Karneval. Je nach politischer Stimmung. Kein mehr oder weniger prominenter MitbürgerIn lässt es sich nehmen die passenden Abschiedsworte zu finden.
Am Montag gab Benedikt XVI. während eines Konsistoriums bekannt, zum 28. Februar 20:00 zurückzutreten. Als Grund gab er seinen Gesundheitszustand infolge seines hohen Alters an. Der Nachfolger soll noch vor Ostern 2013 gewählt sein. Benedikt XVI. wird nicht an der Wahl seines Nachfolgers teilnehmen. Nach seinem erfolgten Rücktritt wird er sich zunächst nach Castel Gandolfo zurückziehen und danach eine abgelegene Wohnung im Vatikan beziehen.
Ist der deutsche Papst Benedikt XVI. aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten? Die Hinweise verdichten sich, dass ihm die weltweiten sexuellen Missbräuche durch Priester, Mönche, Nonnen und Laienmitarbeiter an Kinder und Jugendlichen - und die zahlreichen Klagen sowie Proteste gegen seine Amtsführung - sein seelisches Gleichgewicht schwer beeinträchtigt. Wie ich bereits in www.news4press.com berichtete, soll in den letzten Monaten nur noch sein engster Vertrauter Kurienerzbischof Georg Gänswein Zutritt zum Papst gehabt haben. Der geistige und körperliche Zerfall des Papstes nahm rasant zu.
Friedhelm Münter aus Dülmen hatte am 20. September vergangenen Jahres beim International Criminal Court (ICC) in den Haag Anzeige gegen Papst Benedikt XVI. (Referenznummer: otp-cr-284/12) eingreicht. Die Anzeige richtet sich gegen Papst Benedikt XVI. und drei anderen hohe Persönlichkeiten wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Münter begründet seine umfangreiche Klageschrift mit Verbrechen der katholischen Kirche gegen eine deutsche Minderheit, nämlich unschuldige Heimkinder. Die Anzeige ist verbunden mit der Hoffnung auf sozial-ethische Rehabilitation für alle Opfer der Heimerziehung, auch posthum für alle ehemaligen Heimkinder im Sinne der Menschenwürde, der Menschenrechte und Humanität, der Wiederherstellung ihrer indivduellen Ehre sowie dem dauerhaften Gedenken an diese unschuldigen Opfer. Münter hat persönlich Klage eingereicht stellvertretend für Hunderttausende von Opfer in Deutschland. Die Anzeige gegen den Papst wurde vom ICC angenommen, weil er neben seinem Pontifikat auch deutscher Staatsbürger ist. Nach seinen Rücktritt wird Ratzinger vermutlich vor dem ICC in den Zeugenstand gerufen. Das Foto zeigt einen kinderliebenden Papst, dem das Wohl aller Kinder eine Herzensangelegenheit sein sollte. Den schönen Worten folgten keine Taten. In seiner Amtszeit als Kardinal in Deutschland und als oberster Glaubenshüter im Vatikan werden ihm Vertuschungen in zahlreichen Missbrauchsfällen vorgeworfen.
Benedikt XVI. (* 16. April 1927 in Marktl, Deutschland; lateinisch Benedictus PP. XVI; bürgerlich Joseph Aloisius Ratzinger) ist seit 2005 Papst und damit Oberhaupt der Römisch-katholischen Kirche und des Staates Vatikanstadt. Am 11. Februar 2013 erklärte Benedikt XVI. aufgrund gesundheitlicher Probleme seinen Rücktritt zum 28. Februar 2013 um 20:00 Uhr.
Vor seinem Pontifikat war er zuletzt Dekan des Kardinalskollegiums und Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre. Er galt als einer der einflussreichsten Kardinäle und in theologischen und kirchenpolitischen Fragen als rechte Hand seines Vorgängers Papst Johannes Paul II. Im relativ kurzen Konklave am 18. und 19. April 2005, an dem 115 Kardinäle teilnahmen, wurde er nach 26 Stunden im vierten Wahlgang zum 265. Papst gewählt.
Ratzingers Haltung in Fragen der Ökumene wurde während seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation unterschiedlich bewertet. 1999 wurde Ratzinger als „Motor der Ökumene“ gepriesen, nachdem er entscheidend an dem gemeinsamen Papier zur Rechtfertigungslehre mitgewirkt hatte. Nach der Veröffentlichung des päpstlichen Lehrschreibens Dominus Iesus, bei dem Ratzinger federführend war, befürchteten viele Befürworter des engeren ökumenischen interreligiösen Dialogs einen Schaden für die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und dem Protestantismus. Die Beispiele zeigen, dass Ratzinger für einen ökumenischen Dialog eintritt, dieser für ihn aber nicht bedeuten kann, dass die katholische Kirche eigene Glaubensprofile, Überzeugungen und Selbstverständnisse ignoriert, verändert oder aufgibt. 2003 entzündete sich infolge des Ökumenischen Kirchentages in Berlin ein Konflikt zwischen den Kardinälen Meisner, Ratzinger und Lehmann.
Im interreligiösen Dialog ist seine Teilnahme am Weltgebetstreffen in Assisi 2002 zu erwähnen, das er als „wichtiges Zeichen für den Frieden“ bezeichnete. Dies könne jedoch nur überzeugen, wenn die Religionen untereinander Frieden machten.
Die Frauenordination bleibt auch unter Benedikt XVI. verboten. Das zugrundeliegende Lehrschreiben Ordinatio Sacerdotalis seines Vorgängers Johannes Paul II. wurde von ihm bestätigt. Teile des deutschen Episkopats, darunter auch Kardinal Lehmann, hatten zumindest das Frauendiakonat für denkbar gehalten, weswegen sich ein Konflikt entwickelte.
Dieser betraf auch die Teilnahme an der Eucharistie von nach einer Scheidung wieder verheirateten Katholiken. Kardinal Lehmann musste in dieser Frage gegenüber Rom einlenken.
Großen Anteil hatte Ratzinger am Katechismus der Katholischen Kirche, in dessen drittem Teil unter anderem die Sexualmoral in Glaubenssätzen und Lehrregeln der katholischen Kirche vorgegeben wird. Kritiker bemängeln diese Festlegungen, da Begründungen für diese Abschnitte fehlten oder tautologisch seien, insbesondere dort, wo sie – zum Teil sehr weit – über jene der Zehn Gebote hinausgehen. Von der katholischen Kirche wird dieser Einwand mit dem Hinweis zurückgewiesen, dass nach römisch-katholischem Verständnis die Kirche die Berechtigung habe, die Bibel verbindlich auszulegen. Als Papst übergab er am 28. Juni 2005 ein Kompendium der katholischen Lehre, eine Kurzfassung des Katechismus der Katholischen Kirche, der Öffentlichkeit. Auch an dessen Fertigstellung wirkte er bereits als Präfekt der Glaubenskongregation wesentlich mit.
Joseph Ratzinger kritisierte bestimmte Ausprägungen der Befreiungstheologie und sah sie dann nicht mit der katholischen Lehre vereinbar, wenn sie grundlegende Glaubenswahrheiten leugnete, sich politisch instrumentalisieren ließ, marxistische Forderungen vertrat oder die gewaltsame Umsetzung ihrer Anliegen propagierte. Dies führte zu ausgeprägten Konflikten u.a. mit Leonardo Boff und Gustavo Gutiérrez.
Kritik erfährt Ratzinger unter anderem von Homosexuellenverbänden für seine ablehnende Haltung gegenüber der rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen. Diese staatlichen Anerkennungen wurden in vielen westlichen Staaten, unter anderem in katholisch geprägten Ländern wie Frankreich, Spanien, Belgien, Luxemburg oder Kanada (Quebec), z. T. während seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation eingeführt.
Ratzinger hat in Fragen der Schwangerschaftsverhütung, Abtreibung und Sterbehilfe die Linie seines Vorgängers Johannes Paul II. entscheidend mitgeprägt und die Armut und das Sterben von Millionen Menschen in der 3. Welt mit zu verantworten.
In Deutschland trieb Ratzinger den Ausstieg aus dem staatlichen System der Schwangerschaftskonfliktberatung voran, da er in der Teilnahme eine Form der Mitwirkung an Abtreibungen sah und dies der Haltung Papst Johannes Pauls II. widersprach, jegliches menschliche Leben zu schützen, das nach katholischer Lehre bereits mit der Zeugung beginnt. Der Ausstieg geschah gegen die Mehrheitsmeinung der deutschen Bischöfe, die der Überzeugung waren, dass die Schwangerenberatung einen wichtigen Beitrag zum Schutz von ungeborenem Leben leiste.
Kritiker werteten 2004 ein Schreiben Ratzingers als Einmischung in den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf zu Lasten John Kerrys. In diesem hatte er den US-Bischöfen die Empfehlung gegeben, dass Politikern, die in ihrem Wahlkampf- und Stimmverhalten durchgängig für sehr freizügige Abtreibungs- und Sterbehilfegesetze eintreten, die Kommunion zu verweigern sei.
Der Text des Rücktrittes
Liebe Mitbrüder!
Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch, um euch eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen. Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben. Ich bin mir sehr bewusst, dass dieser Dienst wegen seines geistlichen Wesens nicht nur durch Taten und Worte ausgeübt werden darf, sondern nicht weniger durch Leiden und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und hergeworfen.
Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Köpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen.
Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so dass ab dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus', vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muss.
Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr mit mir die Last meines Amtes getragen habt, und ich bitte euch um Verzeihung für alle meine Fehler. Nun wollen wir die Heilige Kirche der Sorge des höchsten Hirten, unseres Herrn Jesus Christus, anempfehlen. Und bitten wir seine heilige Mutter Maria, damit sie den Kardinälen bei der Wahl des neuen Papstes mit ihrer mütterlichen Güte beistehe. Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen".
Papst Benedikt XVI. wird als der Bücherpapst und Hardliner in die Kirchengeschichte eingehen, dem die Worte nie fehlten, aber die menschenwürdig versöhnenden Taten ausblieben. Ratzinger hinterlässt eine katholische Kirche, die sich in der schlimmsten Glaubwürdigkeitskrise seit über 2.000 Jahren befindet. Wer auch immer neuer Papst in Rom wird, der deutsche Kurienerzbischof Georg Gänswein wird ein gewichtiges Wort mitreden.
Quelle: Kommentar/Text von Johannes Schumacher