Neues Deutschland: Machtverlust der USA
Archivmeldung vom 22.11.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWenn Präsident Bush heute zu seinem letzten Gipfel beim APEC-Treffen in Lima eintrifft, war die Konkurrenz im einstigen »Hinterhof« der USA schon aktiv. Rohstoffe, Absatzmärkte, geostrategische Weichenstellungen hatten seine Amtskollegen aus China und Russland in diesen Tagen im Blick.
So als wollten sie den jüngsten Report des US-Geheimdienstrates über die globalen Trends illustrieren. Der prognostiziert einen spürbaren wirtschaftlichen und politischen Machtverlust der Vereinigten Staaten. In 20 Jahren werde man nur noch eine von mehreren Hauptrollen auf der Weltbühne spielen. Die zum Ende aller Geschichte erklärte Epoche der unipolaren Weltordnung schrumpft zur historischen Fußnote, die Supermacht hat sich selbst in eine Sackgasse manövriert. Zermürbende Kriege haben sie ebenso geschwächt wie die schlimmste Finanzkrise seit Generationen. Inzwischen stellt sogar so mancher in Washington den zur Staatsdoktrin erklärten Neoliberalismus in Frage.
Das Imperium wankt. Schlägt es auch zurück? Denn die Studie beschwört zugleich die Gefahr neuer internationaler Konflikte um Rohstoffe wie Öl und Trinkwasser oder eines Einsatzes von Atomwaffen. Die »Grand Strategy«, mit der Washington die Welt marktgängig machen und politisch wie militärisch dominieren wollte, ist erst einmal gescheitert. Ob der designierte Präsident des versprochenen Wandels tatsächlich eine neue, für alle bessere hat, bleibt die große Frage.
Quelle: Neues Deutschland