Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Obama
Archivmeldung vom 04.04.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBarack Obama fliegen die Herzen zu. Ob in London, Straßburg oder Baden-Baden: Der mächtigste Mann der westlichen Welt gibt sich nachdenklich und konziliant, bekennt sich zu Fehlern der USA im Kampf gegen den Terrorismus, gegen den Klimawandel, gegen die Wirtschaftskrise.
Das kommt gut an bei den Europäern. Drei Viertel aller Deutschen wünschen sich laut ARD-Deutschlandtrend einen »deutschen Barack Obama«, vier Fünftel trauen ihm einen wichtigen Beitrag zur Lösung der Finanzkrise zu. Für einen Kandidaten im Wahlkampf wäre das ein exzellentes Ergebnis. Doch Obama ist nicht Kandidat, sondern Präsident. Deshalb ist seine Ankündigung, sich für eine Welt ohne Atomwaffen einsetzen zu wollen, einerseits von Herzen begrüßenswert, andererseits mit dem Verstand nicht zu begreifen. Russland wird den Abrüstungsplänen ohnehin gewogen sein - der kalte Krieg ist vorbei, die Atomarsenale verschlingen Milliarden. Briten und Franzosen mögen ähnlich rechnen. Doch was ist mit China und Israel, mit Indien und Pakistan? Ganz zu schweigen von Iran und Nordkorea. Und warum soll sich ausgerechnet der EU-USA-Gipfel in Prag mit dieser Frage befassen und nicht die Nato? Obama, der Superstar? Oder Obama, der Populist? Der US-Präsident steht am Scheideweg.
Quelle: Westfalen-Blatt