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WAZ: Was treibt Hoeneß an?

Archivmeldung vom 19.07.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.07.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wenn er nach vorne stürmt, kennt der Mann keine falsche Bescheidenheit. So hat Uli Hoeneß für den Fall seiner Wahl zum DFL-Präsidenten denn auch schon mal angekündigt, dass es danach "allen besser gehen" werde. So weit würde sich kein Kanzler-Kandidat aus dem Fenster lehnen, obwohl vollmundige Versprechen doch gewissermaßen zum Anforderungsprofil von Politikern gehören.

Aber Hoeneß ist eben nicht mit normalen Maßstäben zu messen, und das ist durchaus auch positiv gemeint. Wie kein anderer Top-Fußballer hat er nach dem frühen Ende seiner Spieler-Karriere (mit "27") nahtlos den Übergang ins Management der Branche geschafft, dabei den vor 30 Jahren mit sieben Millionen Mark verschuldeten FC Bayern zu einem auch finanziell stabilen Welt-Klub geformt. Eine Bilanz, die den 58-Jährigen für fast jeden Job im Fußball prädestiniert. Aber auch für den des Ligaverbandschefs, der die Interessen aller Vereine wahrzunehmen hat?

Vor die Wahl zwischen Amtsinhaber Reinhard Rauball und Herausforderer Uli Hoeneß gestellt, werden sich die Delegierten der 36 Profiklubs am 18. August überlegen müssen, ob sie dem Bayern-Präsidenten abnehmen, dass er "ihnen allen helfen und ihnen Vorteile bringen werde". In seiner Manager-Vita jedenfalls hat Hoeneß fast ausschließlich Solidarität mit Vereinen geübt, die seinen Bayern nicht gefährlich werden konnten - wie dem FC St. Pauli.

Unvergessen ist der 1999 von Hoeneß ausgekungelte Geheimvertrag mit der Kirch-Gruppe, der dem FC Bayern Millionensummen an der Liga vorbei bescherte - als Gegenleistung für die Tolerierung der Fernseh-Zentralvermarktung. Folglich hat er es sich selbst zuzuschreiben, dass seine Kandidatur die Frage aufwirft: Welchen Nutzen könnte ein Verbandschef Hoeneß für den FC Bayern haben, der ja - wie der Bewerber verriet - zunächst erwogen hatte, niemanden mehr zur DFL zu schicken?

Nicht auszuschließen ist natürlich, dass der ehemalige selbsternannte Leiter der Abteilung Attacke sich nach dem Rückzug aus dem operativen Geschäft in München unterfordert sieht und im Herbst seiner Karriere auch noch als Förderer des ganzen deutschen Fußballs anerkannt werden möchte.

Dem Liga-Fußball steht allemal eine weitreichende Entscheidung bevor, bei der es nicht nur um die Frage nach dem besseren Mann für diesen Job geht. Die Delegierten müssen auch die Folgen einer Abstimmungsschlappe von Hoeneß bedenken, der kaum antreten würde, sähe er keine realistische Siegchance. Weil der FC Bayern aber in der Niederlage noch selten wahre Größe gezeigt hat, könnte der DFL in diesem Fall eine Zerreißprobe drohen.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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