Neues Deutschland: zum Obama-Besuch in Ghana
Archivmeldung vom 13.07.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDen Ton hat Barack Obama in Ghana getroffen. Zumindest für seine unzähligen Fans unter Afrikas Normalbevölkerung, die ihn als »Sohn Afrikas« feiert und ihn der eigenen politischen Elite zur Nachahmung anempfiehlt.
Der Frust über die eigene politische Führung sitzt in vielen afrikanischen Ländern tief. Kaum ein Bürger, der nicht ein Lied über die vom US-Präsidenten angeprangerten Missstände singen könnte: Korruption, die Vetternwirtschaft anhand der Stammeszugehörigkeit, staatliche Willkür sowie die zahlreichen Bürgerkriege. Und so trifft Obamas Ansatz, Demokratie, Chancen, Gesundheit und die friedliche Konfliktlösung fördern zu wollen, sicher ebenso auf Zustimmung wie sein »Yes you can«-Appell an die junge Bevölkerung, das Schicksal des Kontinents in die eigenen Hände zu nehmen und von den Politikern Rechenschaft zu verlangen. Doch Obama schafft es auch beim Thema Afrika, vage zu bleiben: Er redet von unfairem Handel, ohne die Baumwollsubventionen für die US-Farmer, die den westafrikanischen Produzenten Millionenverluste zufügen, auch nur zu erwähnen. Er redet von Bürgerkriegen, ohne zu erwähnen, dass die Abnehmer für die umkämpften Rohstoffe im Norden sitzen. Ganz so einfach wie Obama mit seinen Appellen an Politiker und Normalbevölkerung in Afrika die Weichen auf Entwicklung stellen will, ist sie nicht zu haben. Dazu bedarf es einer fairen Partnerschaft. Diese Konkretion lässt auf sich warten.
Quelle: Neues Deutschland