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Neue OZ: Europas Krise, Chinas Chance

Archivmeldung vom 06.01.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.01.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das chinesische Schriftzeichen für "Krise" bedeutet bekanntlich auch "Chance". Weil das Regime in Peking eine kluge Wirtschaftspolitik betreibt, besucht Vizepremierminister Li jetzt Europa. Die Gelegenheit ist günstig. Die Euro-Krise ist alles andere als beigelegt. Europäische Politiker sind ratlos, sie finden seit Monaten kein taugliches Rezept. Jetzt kommt Li zu Besuch und winkt mit der Brieftasche. China könne doch mehr Anleihen überschuldeter Staaten kaufen, sagt er. Das werden die Europäer gerne hören.

In Peking liegt möglicherweise tatsächlich der Schlüssel zur Euro-Rettung. Mit ausreichend chinesischem Geld ließen sich die Märkte schnell beruhigen. Die Staaten erhielten mehr Zeit, um ihre Haushalte zu sanieren. Nur hat auch der gute Mensch von Peking leider nichts zu verschenken. Als Gegenleistung fordert Li eine Öffnung der europäischen Märkte. Zwar verspricht er auch neue Investitionsmöglichkeiten in China. Es ist aber zweifelhaft, ob er damit das Gleiche meint.

China will die Währungskrise nutzen und seine Position in Europa ausbauen. Das könnte klappen. Spanien will Bahnhöfe und Flugsicherung privatisieren. Der griechische Hafen Piräus ist schon in chinesischer Hand. Man darf gespannt sein, was folgt. Europa wird chinesischer. Die Krise der einen ist die Chance der anderen. 

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung

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