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Börsen-Zeitung: Nichts Neues in Irland

Archivmeldung vom 20.07.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.07.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Kürzen Ratingagenturen einem der PIIGS-Staaten die Bonitätsnote, läuten die Alarmglocken. Risikoaufschläge (Spreads) steigen, die Refinanzierung des stark verschuldeten oder hochdefizitären Landes verteuert sich. Die anderen Euro- Staaten bekommen die Herabstufung in Form eines Wertverlusts der Gemeinschaftswährung zu spüren und werden daran erinnert, wie schrecklich sinnvoll doch die verabredeten Milliardenpakete zur Liquiditätsversorgung der Defizitsünder sind. Nun hat es Irland wieder getroffen - zum ersten Mal seit November vergangenen Jahres.

Fast schon hatte man in den vergangenen Monaten den Eindruck gewinnen können, der Inselstaat an der Westperipherie Europas habe sich durch mutige Beschlüsse zur Haushaltskonsolidierung mehr als nur eine Atempause an den Finanzmärkten verschafft. Bei den Spreads zeigte sich eine gewisse Entspannung. Von den 20 Mrd. Euro, die in diesem Jahr von Anleiheinvestoren eingeworben werden sollen, hatte sich Irland schon Ende April 60% gesichert. Bonitätswächter knöpften sich Portugal, Griechenland und Spanien vor. Irland wurde bei Standard & Poor's zuletzt vor mehr als einem Jahr in Form eines herabgestuften Ratings verwarnt. Weil Moody's jetzt das Urteil erstmals seit Juli 2009 revidiert, stellt sich die Frage, ob sich die Perspektiven des Landes grundlegend verschlechtert haben. Überschattet werden die Bemühungen zur Sanierung der Staatsfinanzen durch neue Stützungsmaßnahmen im Bankensektor. Deswegen wird das Haushaltsdefizit von gut 14 %, das Irland bereits 2009 gemessen an der Wirtschaftsleistung die rote Laterne in Europa bescherte, in diesem Jahr wohl noch höher ausfallen. Klar ist: Die Unsicherheit über die Höhe der Verluste aus der Rettung des Bankensektors wird weiterhin die Finanzkraft Irlands belasten - die am Freitag anstehenden Ergebnisse der europäischen Bankenstresstests werden das nicht ändern. Ungewiss ist auch, wie sich die Konjunktur und Steuereinnahmen entwickeln werden. Moody's führt diese Bedenken an - neu sind sie aber nicht.

Die Agentur hat das Irland-Rating herabgestuft und damit den Abstand zwischen den Ratingstufen der drei Bonitätsprüfer verringert. Der Schritt hat Unsicherheiten über die Bewertungsmethoden der Agenturen verringert. Über Irland dürften Investoren nach der jüngsten Ratingmaßnahme durch Moody's aber kaum anders denken als vorher auch. 

Quelle: Börsen-Zeitung

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