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Börsen-Zeitung: Neue Realitäten

Archivmeldung vom 08.08.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.08.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Als Elmar Degenhart im August 2009 das Ruder bei Continental übernahm, steckte der Autozulieferer nach der überteuerten VDO-Übernahme noch tief in der Krise. Mit der Konzentration auf das operative Geschäft und einer stetigen Reduzierung des Schuldenbergs gelang dem früheren Schaeffler-Mann gemeinsam mit Finanzvorstand Wolfgang Schäfer und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Reitzle dann aber nicht nur die Stabilisierung, sondern ein eindrucksvoller Höhenflug.

Die Umsatzerlöse verdoppelten sich im Zuge auflebender Automärkte und des wachsenden Geschäfts mit Elektronik, Sensorik und Software von gut 20 Mrd. Euro Ende 2009 auf mehr als 44 Mrd. Euro Ende vorigen Jahres. Die Beschäftigtenzahl stieg von 133.000 auf mehr als 243.000, die Nettofinanzschulden schrumpften von 8,9 Mrd. auf 1,7 Mrd. Euro. Der Dax-Konzern erfreute damit und mit seit 2011 um über 200 Prozent erhöhten Dividenden nicht nur den Großaktionär Schaeffler. Er avancierte auch zu einem Liebling der Anleger: Die Conti-Aktie verteuerte sich seit dem Antritt Degenharts von rund 28 auf über 257 Euro.

Das Fortune ging Anfang 2018 verloren - nach der Ankündigung des Konzernumbaus zu einer Holding, der im nächsten Jahr ansteht, sowie möglicher Börsenpläne für die Antriebssparte. Seitdem hat Conti drei Gewinnwarnungen abgegeben. Von dem letztjährigen Kursrutsch um über 46 Prozent auf rund 120 Euro hat sich die Aktie bis heute nicht erholt.

Nicht nur, aber überwiegend externe Faktoren wie Wechselkursveränderungen und Umsatzeinbußen infolge deutlich verschlechterter Bedingungen in wichtigen Märkten wie China und Europa veranlassten Conti ebenso wie andere Branchenunternehmen zu Prognosekorrekturen. Geopolitische Risiken wie der Handelsstreit der USA mit China, drohende Zölle für Autoimporte in die USA oder der anstehende Brexit sorgen weiter für Verunsicherung, belasten das Konsumklima und drücken die weltweite Autoproduktion. Aber nicht nur damit, sondern auch mit dem beschleunigten Umstieg der Autokonzerne auf alternative Antriebe müssen sich Zulieferer wie Conti arrangieren.

Den zunehmenden Unsicherheiten trägt man in Hannover mit neu eingeführten Prognosespannen Rechnung. Zu Gute kommt dem Konzern eine robuste Bilanz. Doch wie gut sich der Konzern nach Jahren des starken Wachstums an die neuen Realitäten anzupassen vermag, muss sich noch zeigen. Nach ihren Vertragsverlängerungen bis 2024 haben Degenhart und Schäfer dazu noch einige Jahre Gelegenheit.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Carsten Steevens

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