Rheinische Post: Ein Zwangsjahr geht ins Leere
Archivmeldung vom 24.04.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.04.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNur auf den ersten Blick scheint die Kindergarten-Pflicht sinnvoll: Fünfjährige mit Problemen bei Sprache und Gruppenverhalten könnten rechtzeitig fit für die Einschulung gemacht werden. Aber schon das Ergebnis von zehn Jahren Schulpflicht ruft Zweifel wach: 20 Prozent der jungen Leute sind demnach nicht ausbildungsfähig.
Was
also zwischen dem sechsten und sechzehnten Lebensjahr nicht gelingt,
soll zwischen dem fünften und sechsten Jahr klappen? Die
Kindergärtnerinnen werden sich zudem bedanken, wenn sie neben ihrem
ohnehin stressigen Job in Gruppen mit rund 25 Kindern Einzelnen auch
noch Intensiv-Sprachkurse erteilen und Fehl-Verhalten therapieren
sollen.
Was nicht integrierten Kindern vor allem fehlt, ist das Vorbild in
der Familie. Gerade die Jüngsten lernen viel mehr von Eltern als von
Gleichaltrigen und Fremden. Deshalb sind die Eltern der Schlüssel.
Hier muss Politik ansetzen und zum Beispiel Unterstützung vom
Integrations-Willen abhängig machen.
Zudem: Sollen Fünfjährige aus Verweigerer-Familien ernsthaft von der
Polizei ins Spielzimmer vorgeführt werden? Freiwilligkeit ist immer
besser. Schon jetzt gehen weit über 90 Prozent in den Kindergarten.
Um noch dichter an hundert zu kommen, sollte die Politik nicht an der
Bevormundungs-, sondern an der Gebühren-Schraube drehen.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post