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WAZ: Konflikt um Ärzte-Honorare

Archivmeldung vom 11.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Eigentlich hätte das der Durchbruch sein sollen: Hurra, die Honorarreform! Endlich Schluss mit dem viel beschimpften Punktesystem, nach dem die niedergelassenen Ärzte noch bis Ende 2008 abzurechnen hatten.

Doch noch ist das erste Quartal nicht herum, schon haben unsere Doktoren die Diagnose ausgerufen: vom Regen in die Traufe. Schlimmer noch: eine Art Todesurteil für viele Facharztpraxen. 40 Prozent Gehaltseinbußen - wenn das keine bittere Pille ist.

Ärzte, die sich über schlechte Bezahlung beschweren, das kommt nicht wirklich gut an. Und es stimmt auch: Da war lange Zeit viel Hypochondrie im Spiel, da wurde auf hohem Niveau gejammert. Doch klar ist: Dass der Arzt 30 Euro erhält, um einen Patienten zu betreuen, ist aberwitzig. 30 Euro in drei Monaten - wer zum Frisör geht, lässt in einer Stunde mehr Geld. Natürlich geht es ums Geld. Geld für die Gesundheit, von dem bei einer immer älter werdenden Gesellschaft immer mehr gebraucht wird. Doch, auch das sei erwähnt: Die gesetzlichen Krankenkassen haben 2008 Überschüsse in dreistelliger Millionenhöhe erzielt. Den Schulden in Höhe von 8,3 Milliarden Euro Ende 2003 stand Ende 2008 ein Vermögen von mehr als vier Milliarden Euro gegenüber. So gejubelt wurde zuletzt Anfang der 90er Jahre.

Drei Milliarden Euro mehr haben die Kassen an die Ärzteschaft ausgeschüttet. Ein dicker Batzen. Doch wo ist das Geld hin, fragen sich die Niedergelassenen. Ein großer Teil ist in die neuen Länder geflossen. Diese zu stützen, damit a) das Gehalt angeglichen wird, b) damit dort nicht noch mehr Praxen schließen, war das erklärte Ziel. Doch dass ein Hautarzt in Mecklenburg-Vorpommern 23 Euro pro Kopf, sein Kollege in Witten aber 18,30 Euro erhält, daran haben die Ärzte zu schlucken.

Die Ärzte im Osten zeigen jedoch, dass es auch Gewinner der Reform gibt. Vordergründig gewinnen sogar die Patienten. Für spezielle Erkrankungen fließen zusätzliche Gelder in die Praxen (Chroniker-Programme). Doch Vorsicht: Ärzte werden dafür bezahlt, dass ihre Patienten krank bleiben. Wer heilt, bekommt das Geld gestrichen - wenn das nicht krank ist.

Das Schlimmste aber ist, dass der Patient zutiefst verunsichert wird. Ist das, was der Doktor mir rät, wirklich nötig (oder will er mir nur etwas aufschwatzen)? Ein Arzt, der zugleich Verkäufer ist, wird als Mediziner unglaubwürdig. Das kann nicht gewollt sein. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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